Die Gesellschaft hat sich auf eine marktwirtschaftliche Logik vieler Lebensbereiche eingestellt – die darauf antwortende Kritik an der „Ökonomisierung“ wird wieder stärker. Moral und Interesse werden dabei häufig als Gegensätze dargestellt, doch müssen sie sich nicht widersprechen. Eigene Interessen zu verfolgen ist nicht per se unmoralisch. Ebenso wenig garantiert der subjektive Anspruch, moralisch gut handeln zu wollen, die Güte der Absichten und Ziele. „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“: Selbstliebe wird nicht negiert, aber mit der fundamentalen Mitverantwortung für den Anderen verknüpft.
Das Verhältnis von Eigennutz und Moral will das Berliner Forum in seiner Bedeutung für Führungskräfte in Unternehmen und Organisationen genauer beleuchten. Dass wirtschaftliches Handeln von Interessen dominiert wird, gilt als Binsenweisheit, gerade auch im Lichte des berühmten Diktums von Adam Smith, dass der Bäcker aus Erwerbsinteresse und nicht aus Altruismus Brötchen bäckt. Aber stimmt das so? Ist der Homo oeconomicus das unvermeidliche Modell für Führungskräfte? Sind Erwartungen der Mitarbeitenden in Unternehmen und Organisationen an „gerechte“ Führung deplatziert oder naiv – oder zu schwammig? Welche Rolle spielen der Wunsch nach Fairplay, das Gerechtigkeitsstreben, die Suche nach Ausgleich und das sprichwörtliche Bedürfnis, morgens noch in den Spiegel schauen zu können? Sind das „softe“ Faktoren, auf die es am Ende nicht ankommt, wenn es um das Bestehen in umkämpften Märkten geht?
Und schließlich sind Kunden und Klienten einzubeziehen: moralische Kommunikation über Produkte und Produktionsbedingungen gibt es reichlich, und Konsumenten echauffieren sich über soziale und ökologische Skandale. Welche Kriterien bestimmen die realen Konsumstile – und was heißt das für Unternehmen?
Dazu laden Sie die beiden kirchlichen Akademien der Hauptstadt und das Institut für Management der Humboldt-Universität zu Berlin ein.
Prof. Dr. Joachim Schwalbach
Humboldt-Universität zu Berlin
Dr. Michael Hartmann
Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Maria-Luise Schneider
Katholische Akademie in Berlin e.V.
Donnerstag, 23. Januar 2013
10.30 Uhr Anmeldung und Stehkaffee
11.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Prof. Dr. Joachim Schwalbach, Humboldt-Universität zu Berlin, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Institut für Management
anschließend Vorstellungsrunde
11.30 Uhr Rationalität und Moralität in der Unternehmensführung
Ein Dialog von
Prof. Dr. Werner Güth, Direktor am Max-Planck-Institut für Ökonomik, Jena
und
Prof. Dr. Hartmut Kliemt, Professor für Philosophie und Ökonomik an der Frankfurt School of Finance & Management, Frankfurt a.M.
13.00 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Die Suche nach den Guten
Ist das Streben nach Gerechtigkeit ein Merkmal guter Führungskräfte?
Dr. Brigitte Lammers, Leiterin des Berliner Büros, Egon Zehnder International GmbH, Berlin
16.00 Uhr Pause
16.30 Uhr Alles nach Leistung?
Wettbewerbsorientierte Gesellschaft und die neue Gerechtigkeitsdebatte
Gespräch mit
Franz Müntefering, Bundesminister a.D., Herne
Dr. Dr. h.c. Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
18.00 Uhr Pause
19.00 Uhr Abendessen auf Einladung der Volkswagen AG
Dinner Speech
Dr. Thomas Steg,
Generalbevollmächtigter, Leiter Außen- und Regierungsbeziehungen, Volkswagen Aktiengesellschaft
Französische Friedrichstadtkirche und Restaurant Refugium auf dem Gendarmenmarkt
Freitag, den 24. Januar 2014
8.30 Uhr Andacht in der Akademiekirche St.Thomas von Aquin
mit Pater Dr. Hermann Breulman SJ, Berlin
9.00 Uhr Vom Homo oeconomicus zum sozialen Wesen
Eigennutz und Fairplay: Was motiviert uns mehr?
Prof. Dr. Michael Hutter, Direktor der Abteilung „Kulturelle Quellen von Neuheit“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Berlin
10.30 Uhr Pause
11.00 Uhr Moralischer Konsum – ethisch bewegte Kunden: was ist dran?
Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin Brot für die Welt – Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V., Berlin
12.30 Uhr Mittagessen, Ende der Veranstaltung
Mit freundlicher Unterstützung der Volkswagen Aktiengesellschaft