Der Bundestag setzt sich aktuell mit einem Gesetz zum assistierten Suizid auseinander. Der wohl schwierigste Streitpunkt in dieser Diskussion betrifft die ärztliche Rolle im Todesgeschehen. „Ich werde aber niemandem ein tödliches Gift geben, auch nicht, wenn ich darum gebeten werde, und ich werde auch niemanden dabei beraten“, heißt es in der Überlieferung des Hippokratischen Eides.
Bis heute wird die ärztliche Suizidassistenz in den Grundsätzen der Bundesärztekammer ausdrücklich als unvereinbar mit dem ärztlichen Ethos angesehen. Diese Sicht wird allerdings nicht mehr von allen Landesärztekammern geteilt, so dass vier Kammern kein klares Verbot der Suizidassistenz verankert haben.
Soll die ärztliche Suizidbeihilfe in einem demokratischen Rechtsstaat verbindlich normiert sein oder bildet sie einen Fall individueller Gewissensentscheidung? Was zeichnet eine Gewissenentscheidung aus und wie wird sie rechtlich aufgenommen? Welche Auswirkungen hätte ein nur noch eingeschränkter ärztlicher Heilauftrag für die Arzt-Patienten-Beziehung? Was bedeutet Beihilfe zum Suizid im Kontext vielfältiger Bemühungen, alte und schwerkranke Menschen in die Mitte der Gesellschaft zu rücken?
In der aktuellen Diskussion um die Suizidbeihilfe beleuchtet die Tagung, welche Rolle dem Gewissen in einzelnen Handlungsfeldern der Gesundheitsberufe und insbesondere in Fragen des ärztlich assistierten Suizids zukommen soll. Welche Rahmenbedingungen wären für Gewissensentscheidungen von Ärztinnen und Ärzten notwendig? Inwieweit haben die unterschiedlichen Gesetzesentwürfe zur ärztlichen Suizidbeihilfe Auswirkungen auf die ärztliche Berufsrolle und die Gesellschaft?
Wir laden Sie herzlich ein!
Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. A. Katarina Weilert, Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft, Heidelberg (FEST)
Montag, den 07. September 2015
Ab
15.00 Uhr Anmeldung
16.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. A. Katarina Weilert, Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft, Heidelberg (FEST)
16.15 Uhr Ist der ärztlich assistierte Suizid eine Gewissensfrage?
Gewissen: Welche Rolle spielt es in Entscheidungen zur Suizidbeihilfe?
Prof. Dr. Ulrich Eibach, evangelisch-theologische Fakultät, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Klinikseelsorge am Uni-Klinikum Bonn
Wie viel Gewissen, wie viel Gesetz verträgt die ärztliche Suizidassistenz?
Prof. Dr. Stephan Rixen, Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Sozialwirtschafts- und Gesundheitsrecht, Universität Bayreuth
18.00 Uhr Imbiss
18.30 Uhr Über den Tod entscheiden? Folgen für die ärztliche Berufsrolle und die Gesellschaft
Diskussion mit
Oberkirchenrat Joachim Ochel, Theologischer Referent beim Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union
Dr. Barbara Schubert, Chefärztin, Fachabteilung Onkologie, Geriatrie und Palliativmedizin, Krankenhaus St. Joseph-Stift, Dresden
Dr. Harald Terpe, Mitglied des Bundestages und Arzt
Dr. Michael Wunder, Beratungszentrum der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, Mitglied des Deutschen Ethikrates
Ende gegen 20.00 Uhr