Das Internationale Olympische Komitee erteilte im Mai 1931 Berlin als Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 1936 den Zuschlag. Hitler erkannte bald nach der Machtübernahme das enorme Propaganda-Potential, das sich mit der Austragung der Spiele in der deutschen Hauptstadt bot. Das internationale Ansehen Deutschlands war durch den Austritt aus dem Völkerbund, den Bruch des Versailler Vertrages sowie die Unterdrückung politischer Gegner und jüdischer Bürger in Misskredit geraten. Die glanzvolle Ausrichtung der Olympischen Spiele sollte die Weltmeinung positiv beeinflussen. Das Deutsche Reich sollte sich einerseits als friedliebende Nation darstellen, andererseits sollte die seit 1933 gewonnene Kraft und Stärke des ’Neuen Reiches’ unter Beweis gestellt werden. Nicht weniger war der NSDAP an der Identifikation der deutschen Bevölkerung mit den Spielen im Zeichen des Hakenkreuzes gelegen. Historiker sprechen heute von einer Strategie der ’Selbstverharmlosung’ der NS-Diktatur.
Im Herbst 1933 wurde ein landschaftlich reizvolles Wald- und Wiesenareal des verkehrsgünstig zum Olympiastadion gelegenen Truppenübungsplatzes ’Döberitzer Heide’ als Standort des in der Art einer Gartenstadt neu zu errichtenden Olympischen Dorfes ausgewählt. Nach dem Ende der Spiele sollte das Dorf als Kaserne für eine Infanterieschule sowie als Lazarett dienen. Bauherrin war von vornherein das Reichskriegsministerium.
Werner March, der bereits mit der Planung des Olympiastadions und Reichssportfeldes beauftragt war, erhielt auch den Architektenauftrag für das Olympische Dorf. In einer Bauzeit von nur zwei Jahren entstanden um eine zweiteilige ’Dorfaue’ in landschaftsbezogener Gliederung Unterkünfte für 3.400 männliche Athleten: 140 meist eingeschossige Wohnhäuser, ein Empfangsgebäude, das ’Speisehaus der Nationen’, ein ’Hindenburghaus’ genanntes Veranstaltungsgebäude, eine Turnhalle, eine Schwimmhalle sowie Außenanlagen für Sport, Unterhaltung und Erholung.
Schon bald nach der Machtübernahme Hitlers gab es wegen der Schikanen gegenüber der jüdischen Bevölkerung in Deutschland besonders in den USA starke Bestrebungen zu einem Boykott einer Olympiade unter dem Hakenkreuz. Erst Ende 1935 fiel in den USA die Entscheidung, an den Spielen teilzunehmen. Zahlreiche bisher zögernde Länder schlossen sich an, so dass Anfang 1936 Anmeldungen für nicht weniger als 5.000 Sportler vorlagen. Es wurden daher im Norden des Dorfareals gelegene Kasernengebäude den Sportlern zusätzlich zur Verfügung gestellt.
Das nach dem Ende der Olympischen Spiele von der Wehrmacht genutzte Dorf blieb im Krieg unzerstört. Nachdem das Dorf zunächst als Flüchtlingsunterkunft diente, nutzte es die Rote Armee 1947–1992 als Kaserne. 1993 überließ der Bund das Areal dem Land Brandenburg. Das Dorf wurde unter Denkmalschutz gestellt. Mangelnde Sicherung, Leerstand und Vandalismus während und nach Abzug der Truppen führten jedoch zu großen Schäden und Verlusten an baulicher Substanz und den Außenanlagen. So sind zwar noch die meisten Funktionsgebäude aber nur wenige Wohnbauten erhalten. Im Jahr 2000 übernahm die Deutsche Kreditbank die Liegenschaft. Sie übertrug den Bereich des ehemaligen Olympischen Dorfes an ihre ’DKB Stiftung für gesellschaftliches Engagement’. Die Stiftung sichert und pflegt die erhaltenen Baulichkeiten und Außenanlagen auf einem einfachen Niveau. Dach und Fenster der Schwimmhalle wurden neuerdings denkmalgerecht rekonstruiert. Das Areal ist als Museum zugänglich, so dass sich die interessierte Öffentlichkeit die Geschichte des Ortes vergegenwärtigen kann.
Gleichzeitig werden Investoren gesucht, mit deren Hilfe zumindest ein Teil der vorhandenen Gebäude unter sorgfältiger Beachtung des Denkmalschutzes einer neuen Nutzung zugeführt und insbesondere zusätzliche Wohngebäude errichtet werden können. Diese eigentliche Konversion steht noch aus.
Die Frage ist, wie sich geplante Investitionen und neue Nutzungen mit dem Ziel verbinden lassen, die schwierige Geschichte des ehemaligen Olympischen Dorfes ablesbar zu erhalten.
Heinz-Joachim Lohmann, Evangelische Akademie zu Berlin
Hans Tödtmann, Arbeitskreis Stadtpolitik
Mittwoch, den 17. Juni 2015
13.50 Uhr Abfahrt Berlin-Südkreuz, Gleis 8, RE 4 Richtung Rathenow,
Treffpunkt in den beiden vorderen Wagen
13.55 Uhr ab Berlin-Potsdamer Platz, Gleis 4
14.04 Uhr ab Berlin Hbf (tief), Gleis 8
14.09 Uhr ab Berlin-Jungfernheide
14.16 Uhr ab Berlin-Spandau
14.27 Uhr Ankunft Elstal, Gleis 1
18 Min. Fußweg zum ehemaligen Olympischen Dorf, Rosa-Luxemburg-Allee 70
14.45 Uhr Führung durch das Olympische Dorf von 1936
N.N., Mitarbeiter der DKB Stiftung für gesellschaftliches Engagement
17.00 Uhr 10 Min. Fußweg zum Bildungszentrum Elstal,Eduard-Scheve-Allee 3a
17.15 Uhr Kaffeepause
17.30 Uhr Gespräch zur Zukunft des Olympischen Dorfes von 1936
Impuls 1 - Entwicklungsziele, Planungsrecht, Bürgerbeteiligung
Uwe Schollän,
Gemeindeverwaltung Wustermark, FB Standortförderung und Infrastruktur
Impuls 2 - Verantwortlicher Umgang mit dem schwierigen Erbe
Hans Tödtmann, Arbeitskreis Stadtpolitik der Evangelischen Akademie zu Berlin
18.15 Uhr 10 Min. Fußweg zum Bahnhof Elstal
18.35 Uhr ab Elstal, Gleis 2, RE 4 Richtung Ludwigsfelde
18.49 Uhr an Berlin-Spandau
18.56 Uhr an Berlin-Jungfernheide
19.01 Uhr an Berlin Hbf (tief)
19.06 Uhr an Berlin-Potsdamer Platz
19.1 Uhr Ankunft Berlin-Südkreuz