Neuruppin und Belower Wald

Exkursion

Neuruppin und Belower Wald

Sanierung der Fontanestadt und Gedenken an den Todesmarsch

Tagungsnr.
21/2015
Von: 09.05.2015 07:41
Bis: 09.05.2015 19:51
Neuruppin und Belower Wald

Neuruppin – Ende der Stadtsanierung greifbar

Nach dem großen Stadtbrand von 1787 wurde das damals noch ganz von der mittelalterlichen Stadt-mauer umgebene Zentrum von Neuruppin im Stil des frühen Klassizismus wieder aufgebaut. Innerhalb des großzügigen Straßenrasters blieben drei Karrées frei: Das eine für die Pfarrkirche, das andere für den Exerzierplatz und der mittlere Platz für die Schule. civibus aevi futuri – den Bürgern des kommenden Zeitalters – steht in goldenen Lettern am Giebel des Alten Gymnasiums. Der Verantwortung für die Nachwelt ist sich die Stadt heute wie damals bewusst. Erst vor wenigen Wochen wurde die in einem intensiven Diskussionsprozess zwischen der Kommunalverwaltung und den Bürgern abgestimmte NeuruppinStrategie 2030 als Leitfaden für die Stadtentwicklung von den Stadtverordneten gebilligt.

Neuruppin verlor nach 1990 den mehr als 300-jährigen Status einer Garnisonsstadt. Die Zivilbevöl-kerung ging bis heute kontinuierlich um 10 % auf etwa 31.000 Einwohner zurück. Im Stadtzentrum konnte jedoch durch eine konsequente Strategie der Sanierung der vernachlässigten und vom Verfall bedrohten Altstadt eine gegenläufige Bewegung erzielt werden. Bei unserem Rundgang werden wir sehen, dass die Vaterstadt Schinkels und Fontanes wieder zu einem städtebaulichen Kleinod gewor-den ist. Das Ende der Stadtsanierung wird greifbar. Straßen und Plätze sowie der ganz überwiegende Teil der privaten und öffentlichen Gebäude sind denkmalgerecht instand gesetzt. Ein Schwerpunkt der Sanierung ist noch das Wallviertel. Die Backsteingotik der ehemaligen Klosterkirche St. Trinitatis beherrscht die Seepromenade. Auf dem vor 10 Jahren freigelegten Industrieareal des Seetorviertels sind ein Thermalbad und weitere Wellness-Einrichtungen entstanden. Aber die Seepromenade endet hier noch abrupt in einer ausgedehnten Brache.


Museum des Todesmarsches im Belower Wald

Am Tag unserer Exkursion wird die Kapitulation der Deutschen Wehrmacht und damit das Ende der NS-Herrschaft 70 Jahre zurückliegen. Unser Besuch im Belower Wald ist den mehr als 30.000 Häftlingen des KZ Sachsenhausen gewidmet, die von der SS beim Heranrücken der Roten Armee am 21. April 1945 nach Nordwesten in Marsch gesetzt wurden. Bei nasskaltem Wetter marschierten die Häftlingskolonnen, darunter auch Frauen und Kinder, praktisch ohne Proviant auf verschiedenen Routen im Schnitt 30 km am Tag. Häftlinge, die zurückblieben oder versuchten, Nahrung am Weges-rand aufzulesen, wurden von den Wachleuten erschossen. Am dritten Tag zog die SS die Hälfte der Kolonnen für etwa eine Woche in einem provisorischen Waldlager zusammen. Von Stacheldraht umzäunt und von SS-Posten bewacht suchten die Häftlinge in aus Ästen errichteten Unterständen und Erdlöchern Schutz vor dem Wetter und schälten Rinde von den Bäumen, um ihren Hunger zu stillen. Lastwagen des Internationalen Roten Kreuzes brachten schließlich Lebensmittel, die jedoch nicht alle Häftlinge erreichten. 132 Häftlinge starben im Belower Wald bzw. in dem in einem Nachbar-dorf errichteten Nothospital. Am 29. April 1945 wurden die Häftlinge erneut in Marsch gesetzt, bis sie bei Parchim und Schwerin von sowjetischen bzw. amerikanischen Truppen befreit wurden.

Die noch heute erkennbaren Spuren des Waldlagers bilden den authentischen Kern der heutigen Gedenkstätte. 1975 entstand eine kleine Mahnmalanlage, wenige Jahre später kam eine Museums-baracke hinzu. 2010 eröffnete in Anwesenheit zahlreicher Überlebender eine Freilichtausstellung auf der Wiese neben dem Wald. Die Baracke wurde zu einer pädagogischen Projektwerkstatt umgestaltet.


Heinz-Joachim Lohmann, Evangelische Akademie zu Berlin

Hans Tödtmann, Arbeitskreis Stadtpolitik

Inhalt

Neuruppin – Ende der Stadtsanierung greifbar

Nach dem großen Stadtbrand von 1787 wurde das damals noch ganz von der mittelalterlichen Stadt-mauer umgebene Zentrum von Neuruppin im Stil des frühen Klassizismus wieder aufgebaut. Innerhalb des großzügigen Straßenrasters blieben drei Karrées frei: Das eine für die Pfarrkirche, das andere für den Exerzierplatz und der mittlere Platz für die Schule. civibus aevi futuri – den Bürgern des kommenden Zeitalters – steht in goldenen Lettern am Giebel des Alten Gymnasiums. Der Verantwortung für die Nachwelt ist sich die Stadt heute wie damals bewusst. Erst vor wenigen Wochen wurde die in einem intensiven Diskussionsprozess zwischen der Kommunalverwaltung und den Bürgern abgestimmte NeuruppinStrategie 2030 als Leitfaden für die Stadtentwicklung von den Stadtverordneten gebilligt.

Neuruppin verlor nach 1990 den mehr als 300-jährigen Status einer Garnisonsstadt. Die Zivilbevöl-kerung ging bis heute kontinuierlich um 10 % auf etwa 31.000 Einwohner zurück. Im Stadtzentrum konnte jedoch durch eine konsequente Strategie der Sanierung der vernachlässigten und vom Verfall bedrohten Altstadt eine gegenläufige Bewegung erzielt werden. Bei unserem Rundgang werden wir sehen, dass die Vaterstadt Schinkels und Fontanes wieder zu einem städtebaulichen Kleinod gewor-den ist. Das Ende der Stadtsanierung wird greifbar. Straßen und Plätze sowie der ganz überwiegende Teil der privaten und öffentlichen Gebäude sind denkmalgerecht instand gesetzt. Ein Schwerpunkt der Sanierung ist noch das Wallviertel. Die Backsteingotik der ehemaligen Klosterkirche St. Trinitatis beherrscht die Seepromenade. Auf dem vor 10 Jahren freigelegten Industrieareal des Seetorviertels sind ein Thermalbad und weitere Wellness-Einrichtungen entstanden. Aber die Seepromenade endet hier noch abrupt in einer ausgedehnten Brache.


Museum des Todesmarsches im Belower Wald

Am Tag unserer Exkursion wird die Kapitulation der Deutschen Wehrmacht und damit das Ende der NS-Herrschaft 70 Jahre zurückliegen. Unser Besuch im Belower Wald ist den mehr als 30.000 Häftlingen des KZ Sachsenhausen gewidmet, die von der SS beim Heranrücken der Roten Armee am 21. April 1945 nach Nordwesten in Marsch gesetzt wurden. Bei nasskaltem Wetter marschierten die Häftlingskolonnen, darunter auch Frauen und Kinder, praktisch ohne Proviant auf verschiedenen Routen im Schnitt 30 km am Tag. Häftlinge, die zurückblieben oder versuchten, Nahrung am Weges-rand aufzulesen, wurden von den Wachleuten erschossen. Am dritten Tag zog die SS die Hälfte der Kolonnen für etwa eine Woche in einem provisorischen Waldlager zusammen. Von Stacheldraht umzäunt und von SS-Posten bewacht suchten die Häftlinge in aus Ästen errichteten Unterständen und Erdlöchern Schutz vor dem Wetter und schälten Rinde von den Bäumen, um ihren Hunger zu stillen. Lastwagen des Internationalen Roten Kreuzes brachten schließlich Lebensmittel, die jedoch nicht alle Häftlinge erreichten. 132 Häftlinge starben im Belower Wald bzw. in dem in einem Nachbar-dorf errichteten Nothospital. Am 29. April 1945 wurden die Häftlinge erneut in Marsch gesetzt, bis sie bei Parchim und Schwerin von sowjetischen bzw. amerikanischen Truppen befreit wurden.

Die noch heute erkennbaren Spuren des Waldlagers bilden den authentischen Kern der heutigen Gedenkstätte. 1975 entstand eine kleine Mahnmalanlage, wenige Jahre später kam eine Museums-baracke hinzu. 2010 eröffnete in Anwesenheit zahlreicher Überlebender eine Freilichtausstellung auf der Wiese neben dem Wald. Die Baracke wurde zu einer pädagogischen Projektwerkstatt umgestaltet.


Heinz-Joachim Lohmann, Evangelische Akademie zu Berlin

Hans Tödtmann, Arbeitskreis Stadtpolitik

Programm

Samstag, den 09. Mai 2015


07.41 Uhr Abfahrt Berlin-Südkreuz, Gleis 2, S 25 Richtung Hennigsdorf, Treffpunkt in den beiden vorderen Wagen

07.53 Uhr ab Berlin-Friedrichstraße, Gleis 12 (tief)

08.02 Uhr ab Berlin-Gesundbrunnen, Gleis 4

08.18 Uhr ab Berlin-Tegel, Gleis 1

08.27 Uhr an Hennigsdorf (Umsteigezeit 24 Min.)


08.51 Uhr ab Hennigsdorf, Gleis 1, mit RE 18624 Richtung Neuruppin

09.26 Uhr an Neuruppin Rheinsberger Tor


10 Min. Fußweg zur Klosterkirche St. Trinitatis


09.40 Uhr Andacht in der Klosterkirche St. Trinitatis

Heinz-Joachim Lohmann


10.00 Uhr Stadtführung zur Sanierung der historischen Altstadt

Traugott Messow, stellv. Amtsleiter für Stadtentwicklung


12.28 Uhr ab Neuruppin West, Gleis 2, RE 18608 Richtung Wittenberge

12.55 Uhr an Wittstock (Dosse), Gleis 1


10 Min. Fußweg zum Markt


13.05 Uhr Mittagessen Trattoria La Torre, Kirchgasse 3 (am Markt)


5 Min. Fußweg zur Bushaltestelle St. Marienstraße (Kino Astoria)


14.30 Uhr Abfahrt Mietbus nach Belower Wald


15.10 Uhr Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald

Führung und Gespräch

Carmen Lange, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten


17.05 Uhr Abfahrt Mietbus nach Wittstock

17.56 Uhr ab Wittstock (Dosse), Gleis 2, RE 18615 Richtung Berlin Spandau

19.03 Uhr an Hennigsdorf (Umsteigezeit 5 Min.)

19.08 Uhr ab Hennigsdorf, Gleis 5, S 25 Richtung Teltow Stadt

19.17 Uhr an Berlin-Tegel

19.34 Uhr an Berlin-Gesundbrunnen

19.42 Uhr an Berlin-Friedrichstraße

19.54 Uhr Ankunft Berlin-Südkreuz

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Leitung

Heinz-Joachim Lohmann

Stellvertretender Direktor und Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche im ländlichen Raum

Telefon (030) 203 55 - 510

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