Judentum, Christentum und Islam haben gemeinsam, dass sie an Heilige Schriften gebunden sind. Aber wie kommt es dazu, dass gerade die hebräische Bibel, die griechische Bibel bzw. der Koran als Zeugnis von Gott, ja als „Wort Gottes“ wahrgenommen werden? Welche Verbindlichkeit haben sie für die Überzeugungen und für das konkrete Handeln der Glaubenden?
Die drei Religionen antworten verschieden auf diese Fragen. So werden die jeweiligen Heiligen Schriften jeweils unterschiedlich gedeutet – etwa als Erzählung von Gottes Geschichtshandeln, als Kontext Jesu Christi, als Kunstwerk Gottes, als ethische Weisung, als Dokument von Glaubenserfahrungen, als Gottesdienstbuch und als Gebetbuch. So verschieden wie die Texte, die sich in „Gottes Büchern“ finden, sind auch ihre theologischen und politischen Lesarten.
Freilich steht damit auch die Frage im Raum, wie sich die drei Heiligen Schriften zueinander verhalten. Wie kann man den Heiligen Schriften der jeweils anderen Religion respektvoll begegnen und ihre hohe Bedeutung für „ihre“ Religion achten? Diese Frage stellt sich vielleicht besonders für Christinnen und Christen mit ihrer zweiteiligen Heiligen Schrift, in der die Hebräische Bibel in den Kontext der Geschichte von Jesus Christus gestellt ist und als Zeugnis des Gottes Jesu Christi gelesen wird. Doch berührt die Frage nach der Achtung der jeweils anderen „Heiligen Schrift“ die Beziehungen zwischen allen drei Religionen ganz grundsätzlich. So bringt die Tagung christliche, jüdische und muslimische Positionen miteinander in Dialog. Es geht dabei auch darum, wie man in ein verständnisvolles Gespräch kommt mit Nachbarn, die ein anderes Buch als lebensentscheidende Heilige Schrift betrachten.
Wir laden Sie herzlich ein!
PD Dr. Eva Harasta, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Andreas Goetze, Landespfarrer für den interreligiösen Dialog, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Dienstag, den 6. Oktober 2015
Ab 17 Uhr Anreise und Anmeldung
18.00 Uhr Begrüßung und Einführung
PD Dr. Eva Harasta, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Andreas Goetze, Landespfarrer für den interreligiösen Dialog, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
18.15 Uhr Der Mensch wird am Du zum Ich.
Dynamisch-dialogisches Schriftverständnis bei Martin Buber und den Meistern der Talmudtradition
Dr. Yuval Lapide, jüdischer Religionswissenschaftler, Weinheim
Ende gegen 19.45 Uhr
Mittwoch, den 7. Oktober 2015
9.30 Uhr Begrüßung und Einführung
10.00 Uhr Von den Schriften zur zweiteiligen Bibel.
Etappen auf dem Weg zum christlichen Kanon
Prof. Dr. Jörg Frey, Lehrstuhl für Neutestamentliche Wissenschaft mit Schwerpunkt Antikes Judentum und Hermeneutik, Universität Zürich
11.30 Uhr Gemeinsame Mittagspause
12.30 Uhr Worträume – Klangräume.
Orgelandacht in der Französischen Friedrichstadtkirche mit Rezitation heiliger Texte aus den drei Religionen
13.00 Uhr Vielschichtiges Wort – Der Koran als Sinnbild göttlicher Offenbarung
Einführender Impulsvortrag:
Imam Nureddin Capan, Islamwissenschaftler, Lehrer an der Lemgo-Grundschule, Berlin-Kreuzberg
Impuls:
Dr. Friedmann Eißler, Referent für Islam und andere nichtchristliche Religionen, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Berlin
Podiumsgespräch
Moderation: Andreas Goetze
14.30 Uhr Kaffeepause
14.45 Uhr Arbeitsgruppen mit den Referenten
Arbeitsgruppe 1: Dr. Yuval Lapide
Moderation: Dr. Andreas Goetze
Arbeitsgruppe 2: Prof. Dr. Jörg Frey
Moderation: PD Dr. Eva Harasta
Arbeitsgruppe 3: Imam Nureddin Capan
Moderation: Dr. Friedmann Eißler, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
16.15 Uhr Die Autorität der Heiligen Schriften im Gespräch der Religionen:
Bilanz und Ausblick
Dr. Yuval Lapide
Prof. Dr. Jörg Frey
Imam Nureddin Capan
Dr. Friedmann Eißler
Dr. Andreas Goetze
PD Dr. Eva Harasta
Ende gegen 17.00 Uhr