Zunehmend werden Anforderungen an Unternehmen herangetragen, sich sozial, ökologisch, community-orientiert usw. in ihrem Umfeld, gegenüber ihren Kunden und ihren Stakeholdern auszuweisen. Viele Unternehmen haben umfangreiche Selbstverpflichtungen und Leitlinien ausgearbeitet, die auch zunehmend verrechtlicht werden. Sind das die neuen Messlatten für die Wirtschaft – und konkurrieren sie mit dem Standard Milton Friedmans „The business of business is business“?
Glaubwürdigkeit und Vertrauen müssen in Unternehmen gegenüber Mitarbeitern und Kunden in einem oft politisierten Umfeld unter medialer Beobachtung gepflegt werden. Wie wirkt sich die verstärkte Einforderung und Kontrolle von regelkonformem Verhalten in Wirtschaftsunternehmen auf das Management und die Mitarbeiter aus? Die Sorgfaltspflichten, die für alle betriebsinternen Vorgänge gelten, sollen eine Kultur der Verantwortung fördern. Können die verschiedenen Anforderungen an Regelkonformität in die Organisation und in das tägliche wettbewerbliche Handeln tatsächlich integriert werden – oder muss es hier unweigerlich zu Phänomenen des „als ob“ kommen?
Die Gefahren für die Entstehung eines doppelten Bodens sind vielfältig, etwa wenn „politisch“ reguliert wird und sich das Management hinter dem Compliance-Officer „versteckt“. Auch Märkte haben eine politische Seite: Foren im Internet, Flashmobs und die traditionellen Massen- und Fachmedien üben starken Druck auf Unternehmen aus. Die Beachtung von Regelkonformität und Sorgfaltspflichten überwachen hier Gruppen mit volatilen Stimmungslagen. Auch das kann die Entstehung doppelter Standards begünstigen.
Haben Glaubwürdigkeit und Akzeptanz der Regeln im Unternehmen ihren angemessenen Ort, oder verschwinden sie im doppelten Boden? Worauf kommt es eigentlich an, wenn Unternehmenskultur und moralische Leitplanken gefragt sind? Dazu laden wir Sie herzlich ein.
Prof. em. Dr. Joachim Schwalbach, Humboldt-Universität zu Berlin
Dr. Michael Hartmann, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Maria-Luise Schneider, Katholische Akademie in Berlin e.V.
Donnerstag, den 29. Januar 2015
10.30 Uhr Anmeldung und Stehkaffee
11.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Prof. em. Dr. Joachim Schwalbach, Humboldt-Universität zu Berlin
anschließend Vorstellungsrunde
11.30 Uhr Soft Law und Multistakeholder-Foren – Globale Parallelrechtsordnung jenseits von Demokratie und Rechtsstaat?
Dr. Birgit Spießhofer, M.C.J. (NYU), Rechtsanwältin DENTONS, Berlin
13.00 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Doppelte Standards aus Sicht der Moraltheologie
Msgr. Prof. Dr. Peter Schallenberg, Direktor der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle, Mönchengladbach
Werte und Verantwortung in der Unternehmensführung
Prof. Dr. Ludger Heidbrink, Philosophisches Seminar der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
anschließend Gespräch mit beiden Referenten
16.00 Uhr Pause
16.30 Uhr “The business of business is business”? Sind die Erwartungen von Politik und Gesellschaft an die Unternehmen überzogen?
Dr. Susanne Kortendick, Arbeitsdirektorin und Mitglied der Geschäftsführung der Bombardier Transportation GmbH, Berlin
18.00 Uhr Pause
19.00 Uhr Abendessen auf Einladung der Evonik Industries AG
Dinner Speech
Rüdiger Oppers, Bevollmächtigter des Vorstands und Leiter der Public Affairs, Evonik Industries AG, Berlin
Französische Friedrichstadtkirche, Restaurant Refugium auf dem Gendarmenmarkt
Freitag, den 30. Januar 2015
8.30 Uhr Andacht in der Akademiekirche St.Thomas von Aquin
9.00 Uhr Sachzwänge, Regeltreue und Moralität im Unternehmen. Compliance Management und die Gefahr doppelter Standards
Dr. Klaus Moosmayer, Chief Compliance Officer, Siemens AG, München
10.30 Uhr Pause
11.00 Uhr Familienunternehmen – Idealtypus der Sozialen Marktwirtschaft?
Manfred Kurz, Leiter der Würth Repräsentanzen Berlin und Brüssel
12.30 Uhr Mittagessen, Ende der Veranstaltung