Schule ist Teil der Einwanderungsgesellschaft, vielleicht sogar ihre Verdichtung. Dabei bekommt sie von der Gesellschaft und auch der Politik nicht selten die Aufgabe zugewiesen, gesamtgesellschaftlich bestehende Probleme zu lösen, Diskriminierung aufzuheben, Teilhabe anzubieten, Differenzen im sozialen Status auf der Bildungsebene auszugleichen. Diese Überforderung führt auf schulischer Seite wiederum nicht selten zu Abwehr und so zur „Erklärung der Unzuständigkeit“, da die Probleme ja anderswo verursacht sind. Beide Phänomene sind es wert, über die Rolle von Schule in der Einwanderungsgesellschaft weiter und intensiver nachzudenken. Dies soll mit besonderem Akzent auf der in der gesellschaftlichen Debatte für enorme Distanz sorgenden Feld der Religionen geschehen.
Angeregt durch die Denkschrift der EKD „Religiöse Orientierung gewinnen. Evangelischer Religionsunterricht als Beitrag zu einer pluralitätsfähigen Schule“ (2014) und der EKD-Erklärung zu „Gute Schule aus evangelischer Sicht“ (2015)“ soll bei dieser Tagung in interreligiösen Konstellationen mit Wissenschaft, Praxis und Politik sondiert werden, welche Rolle Religionen an Schule spielen und welche sie im Sinne eines vielfältigen friedlichen Zusammenlebens und der Verständigung spielen könnten oder sollten.
Dazu laden wir Sie ein!
Matthias Otte
Evangelische Kirche in Deutschland
Dr. Peter Schreiner
Comenius Institut, Münster
Dr. Christian Staffa
Evangelische Akademie zu Berlin
Zielgruppe:
Lehrer_innen, Bildungspolitiker_innen, Aus- und Fortbildungsinstitute, Erziehungswissenschaft und Religionspädagogik, Landeskirchliche Bildungsverantwortliche/ReferentInnen, Schulverwaltung, Muslimische LehrerInnenausbildungsinstitute, Selbstorganisationen von Migrant_innen, Schüler_innen…
Dienstag, 22. November 2016
9.00 Uhr Anmeldung
10.00 Uhr Pluralitätsfähige Schule
Einführung
Dr. Peter Schreiner, Direktor Comenius-Institut, Münster
10.15 Uhr Schule und Religionen in der Einwanderungsgesellschaft
Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung, Düsseldorf
Anschließendes Gespräch mit:
Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan, Direktor Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung, Universität Duisburg-Essen
Propst Dr. Christian Stäblein, Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Berlin
11.15 Uhr Kaffeepause
11.45 Uhr Religionen und interreligiöses Gespräch an Schulen Erfahrungen und Perspektiven
Propst Dr. Christian Stäblein
im Gespräch mit
Annett Abdel-Rahman M.A., Lehrbeauftragte, Institut für Islamische Theologie, Universität Osnabrück
Dr. des. Max Czollek, Autor und Lyriker, Berlin
Klaus Schilling, Religionslehrer Humboldtschule, Bad Homburg
Aline Seel, Vikarin, Berlin
12.30 Uhr Mittagessen
13.30 Uhr - 15.45 Uhr Arbeitsforen
Arbeitsforum 1
Interreligiöse Bildung in Religionsunterricht und Schule: Bildungsziel Pluralitätsfähigkeit?
In diesem Forum werden Ansätze interreligiöser Bildung aus evangelischer sowie aus islamischer und migrationsgesellschaftlicher Perspektive vorgestellt und diskutiert. Am Beispiel der Regenbogenschule in Berlin-Neukölln wird kritisch geprüft, was in der schulischen Praxis im Blick auf interreligiöses Lernen möglich und sinnvoll ist.
mit
Prof. Dr. Friedrich Schweitzer, Lehrstuhl für Praktische Theologie/ Religionspädagogik, Universität Tübingen
Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan
Prof. Dr. Dr. Joachim Willems, Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik, Universität Oldenburg
Team der Religionslehrkräfte Regenbogenschule Berlin-Neukölln
Moderation: Dr. Rainer Möller, Comenius-Institut, Münster
Arbeitsforum 2
Schule als Projektionsraum
Schule ist auch ein Ort vielfältiger, oft problematischer Zuschreibungen und Reaktionen darauf. Zum einen wird Schule verstanden als der Ort, der gesellschaftliche Defizite zu bearbeiten hat. Dies führt zu Überforderung und Abwehrreaktionen seitens der schulischen Akteur_innen. Zum anderen wird Schule als Machtraum erlebt und verstanden zur Disziplinierung und Einpassungdes Nachwuchses. Diesen Zuschreibungen und ihren Folgen für die interreligiöse Kommunikationssituation soll nachgegangen werden.
mit
Mehmet Can, Lehrer, Berlin
Dr. des. Max Czollek, Autor und Lyriker, Berlin
Dr. Thomas Geier, Zentrum für Schul- und Bildungsforschung, Universität Halle-Wittenberg
Oberstudiendirektorin Dr. Gabriele Obst, Leiterin Evangelisches Gymnasium Nordhorn
Moderation: Dr. Christian Staffa
Arbeitsforum 3
Fundamentalistische religiöse Einstellungen als Herausforderung für die Schule
Schüler_innen, Lehrkräfte und Eltern mit fundamentalistischen religiösen Einstellungen christlicher stellen eine an Toleranz und Demokratie orientierte Schule vor Probleme. Neben islamischen gibt es auch christliche Strömungen, die Pluralität ablehnen. Das Forum beleuchtet unterschiedliche Strömungen des Fundamentalismus, diskutiert Erklärungsmodelle für dessen Entstehung und fragt nach (religions)pädagogischen Handlungsmöglichkeiten.
mit
Prof. Dr. Thomas Eppenstein, Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Bochum
Stefan Hermann, Direktor Pädagogisch-Theologisches Zentrum, Stuttgart
Pfr. Annette Kick, Weltanschauungsbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Stuttgart
Alioune Niang, ufuk.de., Portal zur pädagogischen Praxis zu Islam, Islamfeindlichkeit und Islamismus, Berlin
Moderation: Dr. Annebelle Pithan, Comenius-Institut, Münster
Arbeitsforum 4
Schulmodelle im Umgang mit Religionen
Wie greifen Schulen in freier Trägerschaft mit besonderer religiöser Eigenprägung die Herausforderungen einer Einwanderungsgesellschaft auf? Das Forum stellt zwei Beispiele vor: das Gymnasium Unterstrass Zürich, eine Schule in evangelischer Trägerschaft, und die Drei-Religionen-Grundschule des Bistums Osnabrück. Es geht um das Schulkonzept wie um Schulentwicklungsmaßnahmen, vor allem aber um die Erfahrungen und Entwicklungsmöglichkeiten einer Verbindung von Eigenprofil und (religiöser) Pluralität.
mit
Prof. Dr. Jürg Schoch, Direktor Evangelisches Gymnasium und Institut Unterstrass, Zürich
Schulrätin i.K. Claudia Sturm, Schulabteilung Bistum Osnabrück
Moderation: Oberkirchenrätin Dr. Uta Hallwirth, Leiterin Wissenschaftliche Arbeitsstelle Evangelische Schule, Hannover
Arbeitsforum 5
Interkulturelle Kompetenz und ihre religiöse Dimension in der Schule
In interkulturellen Konzepten werden Religion und Religionen nicht selten ignoriert, hier soll u.a. sondiert werden, wie das Interreligiöse zur Kompetenzbildung im Umgang mit Differenz und Ambivalenz beitragen kann.
mit
Annett Abdel Rahman
Dr. Claudia Lenz, Europäisches Wergeland Zentrum, Oslo
Prof. Dr. Gordon Mitchell, Lehrstuhl für Religion und Interkulturelle Erziehung / Religionspädagogik, Universität Hamburg
Moderation: Dr. Peter Schreiner
Arbeitsforum 6
Konsequenzen für die Lehrer(aus)bildung: Welche Kompetenzen brauchen Lehrerinnen und Lehrer im Einwanderungsland Schule?
Das Bildungsziel „Pluralitätsfähigkeit“ ist nur in einer gemeinsamen Anstrengung aller Lehrkräfte einer Schule erreichbar. Die mitunter zu beobachtenden Vorbehalte in Bezug auf die pädagogische Gestaltung religiöser und weltanschaulicher Vielfalt resultieren auch daher, dass sich viele Lehrkräfte nur unzureichend für diese Aufgabe ausgebildet fühlen. Das Forum thematisiert u.a., welche Basiskenntnisse Lehrkräfte hier benötigen und anhand welcher Inhaltsbereiche die erforderlichen professionellen Kompetenzen erworben werden sollen.
mit
Naciye Kamcili-Yildiz, Seminar für Islamische Theologie, Universität PaderbornProf. Dr. Thorsten Knauth, Leiter der Arbeitsstelle für interreligiöses Lernen, Universität Duisburg-EssenRegina Piontek, Leiterin des Kompetenzzentrum Interkulturalität, Landesinstitut für Schule, BremenOberkirchenrat Prof. Dr. Christoph Schneider-Harpprecht, Evangelische Landeskirche in Baden, Karlsruhe
Moderation: Oberkirchenrat Matthias Otte
16.15 Uhr Resümee und Weiterarbeit
Prof. Dr. Henning Schluß, Institut für Bildungswissenschaft, Universität Wien
Oberkirchenrätin Dr. Birgit Sendler-Koschel, Kirchenamt der EKD, Hannover
Prof. Dr. Bernd Schröder, Lehrstuhl für Praktische Theologie mit Religionspädagogik, Universität Göttingen
Oberkirchenrätin Dr. Birgit Sendler-Koschel, Kirchenamt der EKD, Hannover
Moderation: Dr. Rüdiger Sachau, Direktor Evangelische Akademie zu Berlin
17.00 Tagungsende