Luckenwalde feiert in diesem Jahr, wie zehn weitere Gemeinden im Land Brandenburg, seinen
800. Geburtstag. Zu den wenigen Zeugnissen aus der Zeit der Ersterwähnung 1216 zählen Teile des Marktturms, Wahrzeichen der Stadt und seit 1484 der Glockenturm der spätgotischen St. Johanniskirche.
Schnell wuchs die Stadt über ihre mittelalterlichen Grenzen hinaus. Aus einem märkischen Ackerbürgerstädtchen entwickelte sich eine Handwerkerstadt und im 19. und 20. Jahrhundert eine florierende Industriestadt mit breitgefächerter Produktionspalette, besonders Tuch- und Hutfabrikation und Metallindustrie. Der Bahnanschluss 1841 beförderte entscheidend diese Entwicklung und ist auch jetzt noch ein wichtiger Faktor, besonders durch die gute Anbindung an Berlin. Eine Vielzahl von gründerzeitlichen Industriebauten und -anlagen, Gewerbe- und Wohnbauten prägt bis heute das Stadtbild (z. T. auch negativ wegen des schlechten Erhaltungszustands).Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Ersten Weltkrieg war begleitet von starker Bautätigkeit. Nicht nur Industrieanlagen wurden gebraucht. Die erstarkende Arbeiterschaft – zeitweise galt Luckenwalde als „Rote Stadt“ – musste mit Wohnraum versorgt werden. Von 1920 bis 1930 entstanden Siedlungen mit modernen Wohnbedingungen wie die Torbogen-, Mendelsohn-, Volksheim- und Angersiedlung. Wesentliche Zeugnisse der Industriearchitektur von nationaler und internationaler Bedeutung aus dieser Zeit sind die von Erich Mendelsohn 1921/22 geschaffenen Gebäude der Hutfabrik.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, der der Stadt kaum Zerstörungen brachte, war Luckenwalde ein bedeutender Industriestandort. Nach 1945 gingen fast 90% der Anlagen als Kriegsentschädigung in die Sowjetunion. Mit dem Aufbau traditioneller und neuer Industriezweige erlangte die Stadt ihren Status zurück. Ab 1990 brachen fast alle großen Betriebe zusammen, das bedeutete den Verlust von rund 8.000 Arbeitsplätzen. Die Stadt verlor erneut ihre Bedeutung. Die schon vorher leicht rückläufigen Einwohnerzahlen gingen weiter zurück, von rund 26.000 im Jahr 1990 auf 20.680 Ende 2015.
Die Stadt versucht sich mit neuen Technologien wieder einen Ruf als Industriestandort zu erarbeiten. Vor allem aber setzt sie auf Tourismus und will sich als begehrter Wohnort etablieren, auch für das Umland bis nach Berlin. Seit 2005 ist Luckenwalde regionaler Wachstumskern.
Mit der Sanierung gewinnt die Stadt neuen Reiz. Wichtigster öffentlicher Raum ist die Innenstadt mit Markt und „Boulevard“ Breite Straße, Fußgängerzone seit 1980. Die Stadt hat vier Sanierungsgebiete, außer der Innenstadt den Petrikirchplatz, das Zentrum und die Dahmer Straße, ein für ostdeutsche Mittelstädte typisches Gründerzeitquartier. Ein weiterer Schwerpunkt der Stadtentwicklung ist der Bereich zwischen Innenstadt und Bahnhof. Das ehemalige Bahnhofsempfangsgebäude, ergänzt durch einen kubischen Neubau, ist seit 2008 Stadtbibliothek. Das gesamte Bahnhofsensemble steht heute unter Denkmalschutz.
Luckenwalde befindet sich weiter im Wandel.
Zur Tradition unserer Exkursionen gehört das Gedenken an Opfer von Gewaltherrschaft. 1939 entstand in Luckenwalde ein Stammlager – Stalag III A – für Kriegsgefangene. Bis zur Befreiung im April 1945 wurden dort insgesamt 200.000 Gefangene aus über zehn Nationen auf die Außenlager und Arbeitskommandos in Berlin und Brandenburg verteilt. Die genaue Zahl der Todesopfer ist nicht bekannt, vermutet werden bis 6.000. Von 1945 bis zum Abzug der sowjetischen Truppen wurde das Areal als Kaserne genutzt. Seit dem Abriss der letzten Baracken 2010 entsteht auf dem völlig beräumten Gelände ein Biotechnologiepark. Archäologische Untersuchungen förderten eine Vielzahl persönlicher Gegenstände aus dem Lager zutage. Eine ständige Ausstellung im Heimatmuseum und der ehemalige Lagerfriedhof als Gedenkort halten die Erinnerung wach.
Heinz-Joachim Lohmann
Evangelische Akademie zu Berlin
Helga Wetzel
Arbeitskreis Stadtpolitik
Samstag, den 23. April 2016
08.24 Uhr Abfahrt Berlin Gesundbrunnen, Gleis 6, RE3 Richtung Wittenberg
Treffpunkt in den beiden vorderen Wagen
08.31 Uhr ab Berlin Hauptbahnhof (tief) Gleis 4
08.34 Uhr ab Berlin Potsdamer Platz, Gleis 2
08.40 Uhr ab Berlin Südkreuz, Gleis 5
08.45 Uhr ab Berlin Lichterfelde, Gleis 3
09.10 Uhr Ankunft Luckenwalde
9.15 Uhr Rundgang zur Stadtsanierung
Begrüßung in der Bibliothek im Bahnhof
Peter Mann, Leiter des Stadtplanungsamts
Anschließend Führung mit Torsten Dutschke, Mitarbeiter im Stadtplanungsamt
12.00 Uhr Kirche St. Johannis
Baugeschichte und Gemeindearbeit
Pfarrerin Stephanie Hennings
12.50 Uhr Mittagspause
Mittagessen im „Bel Fiume“, Breite Str. 21
14.30 Uhr Weberhaus in Sanierung
Sara Buchheim, Eigentümerin
15.15 Uhr Busfahrt
15.15 Bauten und Anlagen der Klassischen Moderne
Christian von Faber, Mitarbeiter im Stadtplanungsamt
17.15 Friedrichhof Stalag III A, Gedenkort für das Kriegsgefangenenlager
Roman Schmidt, Leiter des Heimatmuseums
18.15 Uhr Informationen über Aus- und Umbau einer ehemaligen Pianofabrik
Kaffee und Kuchen im Café „klassMo“
Hilde Steinfurth, Eigentümerin
20.10 Uhr Fußweg zum Bahnhof
über die Poststraße
20.49 Uhr Abfahrt Luckenwalde
Gleis 4, RE 3, Richtung Schwedt/Oder
21.13 Uhr Ankunft Berlin Lichterfelde-Ost
21.19 Uhr Ankunft Berlin Südkreuz
21.26 Uhr Ankunft Berlin Potsdamer Platz
21.29 Uhr Ankunft Berlin Hauptbahnhof (tief)
21.37 Uhr Ankunft Berlin Gesundbrunnen