Auf den Spuren Thomas Müntzers
Die durch Luthers Thesen 1517 ausgelöste Reformation in Deutschland wurde zunächst von verschiedenen Strömungen und Akteuren bestimmt. Zwar setzte sich Luther ziemlich schnell durch. Jedoch wurden dadurch Reformansätze verdeckt, die aus heutiger Sicht einer kritischen Revision wert sind. Während Thomas Müntzer in den alten Bundesländern kaum bekannt war, galt er in der DDR als frühbürgerlicher Revolutionär. Zahlreiche Schulen und Straßen, sogar zwei Städte erhielten den Namenszusatz ’Thomas-Müntzer-Stadt’.
Müntzer wurde wahrscheinlich 1489 in Stolberg (Harz) geboren und 1513 in Halberstadt zum Priester geweiht. In den Jahren 1517-19 hielt er sich mehrfach in Wittenberg auf und wurde zum Anhänger Luthers, der ihn 1520 zu einer Vakanz-Vertretung nach Zwickau empfahl. Müntzer war als Theologe geprägt von den mittelalterlichen Mystikern. Er scharte eine ein-flussreiche Gruppe von Bürgern um sich, polarisierte aber gleichzeitig derart, dass er die Stadt nach nicht einmal einem Jahr verlassen musste. Der Bruch mit Luther erfolgte vor allem, indem Müntzer neben der Bibel die göttliche Offenbarung, wie sie den Propheten und Aposteln durch den Heiligen Geist zuteil geworden war, als Quelle des Glaubens forderte. Der Wille des gläubigen Menschen sollte nach Müntzer mit dem Willen des gekreuzigten Christus konform sein. Das schloss auch die Bereitschaft zur Nachfolge im Leiden ein. Glauben bedeutete Gottesfurcht, gleichzeitig Freiheit von Furcht vor Menschen. Daraus rechtfertigte Müntzer eine gewaltsame ’Wiederherstellung’ der göttlichen Ordnung.
Ostern 1523 trat Müntzer die Pfarrstelle der Neustadtkirche in Allstedt an. Aus der apokalyptischen Erwartung des bevorstehenden Weltgerichts heraus bildete er seine Gemeinde mit dem ihm eigenen Charisma zur Gemeinde der ’Auserwählten’ um. Seine täglichen Gottes-dienste in deutscher Sprache hatten enormen Zulauf auch aus dem Umland. Im Juli 1524 versuchte Müntzer mit seiner ’Fürstenpredigt’ die sächsischen Landesherren für den Schutz der ’Auserwählten’ zu gewinnen - vergeblich. Wenig später gründete er im Allstedter Rathaus einen Schutzbund gegen die erwarteten Sanktionen. Luther forderte die Ausweisung des ’aufrührerischen Geistes’ aus dem Lande. Um dem Befehl des Weimarer Hofes zur Auf-lösung des Bundes zu entgehen, floh Müntzer Anfang August 1524 nach Mühlhausen.
In Mühlhausen hatte die Reformation bereits eine feste Position errungen. Doch die auf eine radikale Änderung der Stadtverfassung zielende Initiative der Reformatoren erwies sich als noch nicht mehrheitsfähig. Müntzer wurde schon nach zwei Monaten aus der Stadt gewiesen und bereiste die bäuerlichen Aufstandsgebiete in Baden. Kaum hatten die Mühlhäuser Bür-ger Müntzer nach seiner Rückkehr zum Pfarrer der Marienkirche gewählt, setzten sie Mitte März 1525 im Rathaus den ’Ewigen Rat’ ein. Schon im April griff der Bauernaufstand auf Thüringen über. Müntzer zog Mitte Mai 1525 als Feldprediger mit einer kleinen Schar von Mühlhausen nach Frankenhausen, dem Zentrum des Bauernaufstandes. Die hessischen und sächsischen Heere überfielen die Wagenburg der Bauern. 5.000 Aufständische wurden Opfer eines Blutbades. Müntzer wurde gefangen genommen und in Schloss Heldrungen unter Folter verhört. Die Stadt Mühlhausen ergab sich den fürstlichen Truppen. Müntzer und seine Mitstreiter wurden am 27. Mai 1525 vor den Toren der Stadt enthauptet.
Heinz-Joachim Lohmann
Evangelische Akademie zu Berlin
Hans Tödtmann
Arbeitskreis Stadtpolitik
Exkursion Mühlhausen / Bad Frankenhausen - Programm
Samstag / Sonntag, den 11. / 12. Juni 2016
Samstag, 11.06.2016
7.00 Uhr Abfahrt Bahnhof Berlin Südkreuz
Ausgang Schöneberg, Hildegard-Knef-Platz
Reisebus der Firma ’Prima Klima Reisen’
Fahrt nach Allstedt (Sachsen-Anhalt, Goldene Aue)
10.00 Uhr Burg- und Schlossmuseum Allstedt
geführte Besichtigung der Thomas-Müntzer-Ausstellung
11.15 Uhr Weiterfahrt nach Mühlhausen / Thüringen
12.45 Uhr Ankunft Mühlhausen, Busbahnhof An der Burg
Bezug der Zimmer in den Hotels bzw. Pensionen,
Mittagessen in Restaurants nach Wahl
14.30 Uhr Stadtführung ’Thomas Müntzer und die Reformation’
Treffpunkt St. Marien (Südportal)
Wirkungs- und Erinnerungsstätten Thomas Müntzers in Mühlhausen,
Ute Helbing, Stadtführerin / Lutherfinderin
17.30 Uhr Zeit zur freien Verfügung, Abendessen in Restaurants nach Wahl
19.30 Uhr Podiumsgespräch ’Thomas Müntzer – Revolutionär und Reformator’
Haus der Kirche – Kreuzsaal, Kristanplatz 1
Thomas Müntzer – Reformator, Erzteufel oder Protokommunist?
Thomas Müntzers Leben und Nachwirken
Thomas T. Müller, Direktor Mühlhäuser Museen / Th.-Müntzer-Gesellschaft
Thomas Müntzer in heutiger gemeindetheologischer Sicht
Marc Pokoj, Pfarrer an St. Martini und St. Georgii in Mühlhausen
21.00 Uhr Zeit zur freien Verfügung, Nach- und Nachtgespräche
Sonntag, 12.06.2016
09.30 Uhr Andacht in der Kirche Divi Blasii, Untermarkt 1
Heinz-Joachim Lohmann, Studienleiter Evangelische Akademie zu Berlin
10.15 Uhr Bauernkriegsmuseum, Kornmarkt 1
gemeinsame Besichtigung (u.a. Bauernkriegsdiorama)
11.15 Uhr Zeit zur freien Verfügung, Mittagsimbiss in Restaurants nach Wahl
13.00 Uhr Abfahrt ab Mühlhausen, Busbahnhof An der Burg
Fahrt nach Bad Frankenhausen am Kyffhäuser / Thüringen
15.00 Uhr Panorama Museum, Am Schlachtberg 9, Bad Frankenhausen
Geführte Besichtigung des Panoramagemäldes von Werner Tübke
Michael Wollenheit, Museumspädagoge
16.00 Uhr Zeit zur freien Verfügung, Café-Besuch
17.00 Uhr Abfahrt ab Bad Frankenhausen, Rückfahrt nach Berlin
20.30 Uhr Ankunft Berlin Bahnhof Südkreuz
Hildegard-Knef-Platz