In gegenwärtigen Debatten über Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft wird die Frage nach Identität meistens dazu eingesetzt, Eingewanderte und Einwandernde als Fremde zu markieren. Aus Abgrenzungen zu dem, was als anders, fremd und nicht zugehörig beschrieben wird, wird die eigene religiöse und kulturelle Identität definiert. Differenzsetzungen dieser Art finden auf allen Ebenen der Alltagspraxis statt und dienen dazu, dem persönlichen wie kollektiven Selbstverständnis Stabilität zu verleihen und damit der Sehnsucht nach einer klaren und gefestigten Identität nachzugehen. Vor dem geschichtlichen Hintergrund von Antisemitismus und Kolonialrassismus kann Identität jedoch nie als unschuldig oder unpolitisch begriffen werden, waren doch identitäre Gemeinschaftsideologien im zwanzigsten Jahrhundert die Grundlage für Politiken der systematischen Ausgrenzung und Verfolgung. So erscheinen die Identitätskonstrukte aktueller populistischer Gruppen wie u.a. der Pegida als Warnzeichen für einen wieder erstarkenden europäischen Rassismus. Die Anhänger*innen solcher Bewegungen positionieren sich selbst als Vertreter*innen eines „christlich-jüdischen Abendlandes“ mit dem Ziel, sich von muslimischen und anderen Minderheiten abzugrenzen, selbst wenn sie in der Regel kaum einen eigenen, relevanten Bezug zum Christen- oder Judentum haben. Deshalb werden wir unseren Blick auf die sozialen und kulturellen Prozesse richten, aus denen solche identitären Selbst- und Fremdvergewisserungen hervorgehen und nach deren jeweiligen Funktionen fragen. Davon ausgehend werden wir Ansätze aus Wissenschaft und Bildungspraxis diskutieren, die zeitgemäße, migrationsgesellschaftliche Selbstbilder als Gegenkonzepteins Spiel bringen.
Es laden Sie herzlich ein:
Dr. Christian Staffa, Evangelische Akademie zu Berlin
Prof. Dr. Astrid Messerschmidt, Bergische Universität Wuppertal
In Kooperation mit:
Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus
Das Projekt wird gefördert durch:
F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit,
Rassismus und Intoleranz
Bundeszentrale für politische Bildung
Die Evangelische Akademie zu Berlin ist Mitglied
der Evangelischen Akademien in Deutschland (EAD) e.V., Berlin
Freitag, 30. September 2016
Ab
16.30 Uhr Anreise und Anmeldung
18.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Dr. Christian Staffa, Evangelische Akademie zu Berlin
19.15 Uhr Abendland?
Sondierungen eines identitären Begriffs und seiner
geschichtlichen und gegenwärtigen Facetten
Prof. Dr. Astrid Messerschmidt, Erziehungswissenschaftlerin,
Bergische Universität Wuppertal
Ende gegen 21.30 Uhr
Samstag, 01.Oktober 2016
8.00 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)
9.00 Uhr Andacht
Rassismuskritik als Perspektive in der Bildungsarbeit
Oscar Thomas-Olalde, Univ. Innsbruck / Diakonie Flüchtlingsdienst Österreich
Moderation: Dr. Christian Staffa
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Erziehung zur Zartheit
Biblische Perspektiven auf Identitäten
Dr. Christian Staffa
Moderation: Prof. Dr. Astrid Messerschmidt
13.00 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Praxis rassismuskritischer anti-identitärer Arbeit
Parallele Arbeitsgruppen
Arbeitsgruppe I
Aber eine Identität ist doch wichtig!
Erfahrungen aus der Jugendarbeit
Aline Seel, Vikarin, Berlin
Dominik Gautier, Theologe, Oldenburg
Arbeitsgruppe II
Mindestens zwei Fronten
Zwischen Rassismus und Antisemitismus
Anne Goldenbogen, Kreuzberger Initiative gegen
Antisemitismus (KIgA e.V.)
Arbeitsgruppe III
Desintegration. Strategien jüdischer
Selbstermächtigung in der dritten Generation
Dr. des. Max Czollek, Autor, Berlin,
Jonas Herms, Trainer für Social Justice und Diversity,Berlin
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr
Arbeitsgruppe IV
Identitätspolitik als Empowerment –
Identitätsanrufung als Ausgrenzungsinstrument
Gegensätzliche Muster aus marginalisierten und
privilegierten Zusammenhängen
Mehmet Can, Kreuzberger Initiative
gegen Antisemitismus
Arbeitsgruppe V
Feindbild „Gender-Ideologie“ –
Rechtspopulistische Diffamierungen
von Diversität und Antidiskriminierung
Eli Wolf, Pfarrerin, Evangelische Kirche
in Hessen und Nassau
Arbeitsgruppe VI
Identität als Rettung? Selbstvergewisserung als
Widerstand gegen Diskriminierung
Dotschy Reinhardt, Musikerin und Schriftstellerin, Berlin
18.30 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Lesung: Dotschy Reinhard
Ende 21.00 Uhr
Sonntag, 02. Oktober 2016
8.00 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)
9.00 Uhr Andacht
9.30 Uhr Das Potential von Kirchen für eine rassismuskritische
gesellschaftliche Perspektive
EIn Impuls aus einer schwarzen Perspektive
Selbstrefl exion, Handlungsstrategien
und Ergebnisse der Tagung
Dr. Cassandra Ellerbe-Dück, Eine Welt der Vielfalt e. V.,Berlin
Moderation: Dr. Christian Staffa
12.30 Uhr Schlussplenum
Moderation: Dr. Christian Staffa
13.00 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung
Änderungen des Programms vorbehalten!
Diese Veranstaltung wird ganz oder teilweise mit Bild und Ton aufgezeichnet. Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie Ihr Einverständnis, dass das Bild- und Tonmaterial für Dokumentationszwecke sowie im Rahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Veranstalters eingesetzt werden darf.