Zum 5. Jahrestag der Selbstenttarnung des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) rückt das Hearing „Norddeutschland, der NSU und rechter Terror“ eine Region in den Mittelpunkt, die bei allen bisherigen Aufklärungsbemühungen im NSU-Komplex das Schlusslicht bildet. Dabei gibt es in Norddeutschland – Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein – eine lange Kontinuitätslinie rechten und rassistisch motivierten Terrors.
Überlebende, Nebenklagevertreter_innen der Betroffenen und unabhängige Projekte, die Betroffene rechter und rassistischer Gewalt unterstützen, erinnern in den drei Panels des Hearings an die tödliche Dimension rassistischer Gewalt in Norddeutschland und diskutieren über Aufklärungsblockaden im NSU-Komplex, die Praxis der Strafverfolgungsbehörden, die Forderungen der Betroffenen und die Konsequenzen des aktuellen Anstiegs rassistischer und rechter Gewalt.
Die vielen offenen Fragen zu den ungesühnten Morden an zehn Bewohner_innen des Flüchtlingsheims in der Lübecker Hafenstraßen 1996 und nach Unterstützer_innen des NSU-Kerntrios in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern stehen ebenso im Mittelpunkt des Hearings wie die gesellschaftlichen Diskurse, die vor Ort zu einer Entsolidarisierung mit den Betroffenen alltäglicher rechter Gewalt beitragen. Denn man kann über den NSU-Komplex, und rechten Terror nicht reden, ohne die in Norddeutschland fest verankerten neonazistischen Netzwerke sowie institutionellen Rassismus und dessen Auswirkungen zu untersuchen.
Und nicht zuletzt wird die Frage zur Diskussion stehen, wieviel öffentlichen Druck und welche Anstrengungen und Initiativen es bedarf, um die Aufklärungsblockade nicht alleine im NSU-Komplex zu überwinden.
Die Veranstaltung wird gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung.
13:00 Uhr Anmeldung
13:30 Uhr Begrüßung und Grußwort: Dr. Christian Staffa (Evangelische Akademie zu Berlin und Sprecher_innenrat der BAG K+R) und eine Vertreter_in der Nordkirche.
14:00 Uhr
Panel I: Kontinuitäten rechten und rassistischen Terrors in Norddeutschland
Kemal Dogan (Ramazan Avci Initiative)
Gabriele Heinecke (Rechtsanwältin, Hamburg)
Alexander Hoffmann (Rechtsanwalt, Kiel)
Caro Keller (NSU-Watch)
Moderation: Friedemann Bringt (BAG KR)
15:30 Uhr Kaffeepause
16:00 Uhr
Panel II: Konsequenzen aus dem NSU-Komplex? Zur Rolle von Polizei und Justiz bei der Strafverfolgung rassistischen und rechten Terrors
Tim Bleis (LOBBI – für Betroffene rechter Gewalt e.V., Rostock)
Prof. Dr. Rafael Behr (FH der Akademie der Polizei Hamburg)
Hans-Ernst Böttcher (Präsident des Landgerichts i.R., Lübeck)
Moderation: Karl-Georg Ohse (Kirche stärkt Demokratie)
Kommentar: Felix Krebs (Journalist, Hamburg)
17:30 Uhr Abendessen
18:00 Uhr
Panel III: Das gebrochene Versprechen. Zum Stand der Aufklärung der NSU-Morde in Hamburg und Rostock und der Präsenz des NSU in Norddeutschland
Alexander Kienzle (Rechtsanwalt und Nebenklagevertreter der Familie Halit Yozgat)
Ibrahim Arslan (Überlebender des Brandanschlags von Mölln)
Katrin Kirstein (Rechtsanwältin, begleitet die Familie Tasköprü)
Ayse Gülec (Initiative „6. April“ Kassel)
Moderation: Heike Kleffner (Journalistin, Berlin)
Kommentar: Dr. Vassilis Tsianos (Fachhochschule Kiel)
Ende: 20:00 Uhr