Nicht jüdisch noch griechisch

Tagung

Nicht jüdisch noch griechisch

Rassismuskritische Perspektiven auf Selbstbilder und Abgrenzungsmuster

Tagungsnr.
32/2016
Von: 30.09.2016 18:00
Bis: 02.10.2016 14:00
Ev. Bildungsstätte auf Schwanenwerder

Inhalt

In gegenwärtigen Debatten über Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft wird die Frage nach Identität meistens dazu eingesetzt, Eingewanderte und Einwandernde als Fremde zu markieren. Aus Abgrenzungen zu dem, was als anders, fremd und nicht zugehörig beschrieben wird, wird die eigene religiöse und kulturelle Identität definiert. Differenzsetzungen dieser Art finden auf allen Ebenen der Alltagspraxis statt und dienen dazu, dem persönlichen wie kollektiven Selbstverständnis Stabilität zu verleihen und damit der Sehnsucht nach einer klaren und gefestigten Identität nachzugehen. Vor dem geschichtlichen Hintergrund von Antisemitismus und Kolonialrassismus kann Identität jedoch nie als unschuldig oder unpolitisch begriffen werden, waren doch identitäre Gemeinschaftsideologien im zwanzigsten Jahrhundert die Grundlage für Politiken der systematischen Ausgrenzung und Verfolgung. So erscheinen die Identitätskonstrukte aktueller populistischer Gruppen wie u.a. der Pegida als Warnzeichen für einen wieder erstarkenden europäischen Rassismus. Die Anhänger*innen solcher Bewegungen positionieren sich selbst als Vertreter*innen eines „christlich-jüdischen Abendlandes“ mit dem Ziel, sich von muslimischen und anderen Minderheiten abzugrenzen, selbst wenn sie in der Regel kaum einen eigenen, relevanten Bezug zum Christen- oder Judentum haben. Deshalb werden wir unseren Blick auf die sozialen und kulturellen Prozesse richten, aus denen solche identitären Selbst- und Fremdvergewisserungen hervorgehen und nach deren jeweiligen Funktionen fragen. Davon ausgehend werden wir Ansätze aus Wissenschaft und Bildungspraxis diskutieren, die zeitgemäße, migrationsgesellschaftliche Selbstbilder als Gegenkonzepteins Spiel bringen.

Es laden Sie herzlich ein:


Dr. Christian Staffa, Evangelische Akademie zu Berlin

Prof. Dr. Astrid Messerschmidt, Bergische Universität Wuppertal


In Kooperation mit:

Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus


Das Projekt wird gefördert durch:

F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit,

Rassismus und Intoleranz


Bundeszentrale für politische Bildung



Die Evangelische Akademie zu Berlin ist Mitglied

der Evangelischen Akademien in Deutschland (EAD) e.V., Berlin

Programm

Freitag, 30. September 2016

Ab

16.30 Uhr Anreise und Anmeldung


18.00 Uhr Abendessen


19.00 Uhr Begrüßung und Einführung

Dr. Christian Staffa, Evangelische Akademie zu Berlin


19.15 Uhr Abendland?

Sondierungen eines identitären Begriffs und seiner

geschichtlichen und gegenwärtigen Facetten

Prof. Dr. Astrid Messerschmidt, Erziehungswissenschaftlerin,

Bergische Universität Wuppertal


Ende gegen 21.30 Uhr


Samstag, 01.Oktober 2016


8.00 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)


9.00 Uhr Andacht


Rassismuskritik als Perspektive in der Bildungsarbeit

Oscar Thomas-Olalde, Univ. Innsbruck / Diakonie Flüchtlingsdienst Österreich

Moderation: Dr. Christian Staffa


11.00 Uhr Kaffeepause


11.30 Uhr Erziehung zur Zartheit

Biblische Perspektiven auf Identitäten

Dr. Christian Staffa

Moderation: Prof. Dr. Astrid Messerschmidt


13.00 Uhr Mittagessen


14.30 Uhr Praxis rassismuskritischer anti-identitärer Arbeit

Parallele Arbeitsgruppen


Arbeitsgruppe I

Aber eine Identität ist doch wichtig!

Erfahrungen aus der Jugendarbeit

Aline Seel, Vikarin, Berlin

Dominik Gautier, Theologe, Oldenburg


Arbeitsgruppe II

Mindestens zwei Fronten

Zwischen Rassismus und Antisemitismus

Anne Goldenbogen, Kreuzberger Initiative gegen

Antisemitismus (KIgA e.V.)


Arbeitsgruppe III

Desintegration. Strategien jüdischer

Selbstermächtigung in der dritten Generation

Dr. des. Max Czollek, Autor, Berlin,

Jonas Herms, Trainer für Social Justice und Diversity,Berlin


16.00 Uhr Kaffeepause


16.30 Uhr

Arbeitsgruppe IV

Identitätspolitik als Empowerment –

Identitätsanrufung als Ausgrenzungsinstrument

Gegensätzliche Muster aus marginalisierten und

privilegierten Zusammenhängen

Mehmet Can, Kreuzberger Initiative

gegen Antisemitismus


Arbeitsgruppe V

Feindbild „Gender-Ideologie“ –

Rechtspopulistische Diffamierungen

von Diversität und Antidiskriminierung

Eli Wolf, Pfarrerin, Evangelische Kirche

in Hessen und Nassau


Arbeitsgruppe VI

Identität als Rettung? Selbstvergewisserung als

Widerstand gegen Diskriminierung

Dotschy Reinhardt, Musikerin und Schriftstellerin, Berlin


18.30 Uhr Abendessen


19.30 Uhr Lesung: Dotschy Reinhard


Ende 21.00 Uhr


Sonntag, 02. Oktober 2016


8.00 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)


9.00 Uhr Andacht


9.30 Uhr Das Potential von Kirchen für eine rassismuskritische

gesellschaftliche Perspektive

EIn Impuls aus einer schwarzen Perspektive

Selbstrefl exion, Handlungsstrategien

und Ergebnisse der Tagung

Dr. Cassandra Ellerbe-Dück, Eine Welt der Vielfalt e. V.,Berlin

Moderation: Dr. Christian Staffa


12.30 Uhr Schlussplenum

Moderation: Dr. Christian Staffa


13.00 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung


Änderungen des Programms vorbehalten!

Diese Veranstaltung wird ganz oder teilweise mit Bild und Ton aufgezeichnet. Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie Ihr Einverständnis, dass das Bild- und Tonmaterial für Dokumentationszwecke sowie im Rahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Veranstalters eingesetzt werden darf.

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Leitung

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

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