Stellen Sie sich vor, Sie haben Geburtstag – und man spricht über die Schuld in ihrer Familie, in ihrer Gemeinde? Dietrich Bonhoeffer ließe sich von dieser Vorstellung nicht abschrecken. Im Gegenteil, gerade die Frage nach der Schuld beschäftigte ihn zutiefst, theologisch und politisch: Wie soll und muss sich die Kirche zur Schuld stellen? Bonhoeffer rief zu einem mutigen Schuldbekenntnis auf, zu einer auch für die Kirche selbst schonungslosen Anerkennung der Schuld. In der Schonungslosigkeit sah er den einzigen Weg zu Freimut und Neuanfang.
Die Frage nach dem Umgang mit Schuld in der Kirche ist zugleich auch in der aktuellen öffentlichen Diskussion verankert: Schuld wird als eine soziale und strukturelle Wirklichkeit innerhalb der Kirchen begriffen, die von den Kirchen ausgehend in die Gesellschaft hineinwirkt. Hier liegt eine tiefe Herausforderung. Dietrich Bonhoeffer hilft dabei, diese Herausforderung anzunehmen.
Die Tagung bringt Bonhoeffers Positionen mit den aktuellen Schuldkontexten der Kirche(n) in Berührung. Es zeigt sich: Dietrich Bonhoeffer kann für die heutige Situation wichtige Orientierung geben – auch mit 110 Jahren ist seine Theologie frisch und lebendig.
Wir laden Sie herzlich ein!
PD Dr. Eva Harasta
Evangelische Akademie zu Berlin
Pfr. i.R. Gottfried Brezger
Erinnerungs- und Begegnungsstätte Bonhoeffer-Haus
Abendvortrag, 4. Februar 2016
ab 17.00 Uhr Ankommen
17.30 Uhr Begrüßung
18.00-19.30 Uhr Mut zur Schuld. Dietrich Bonhoeffer zum 110. Geburtstag
Abendvortrag von Bischof em. Prof. Dr. Wolfgang Huber
20.00 Uhr Orgelkonzert in der Französischen Friedrichstadtkirche
Für Informationen zum Orgelkonzert, klicken Sie bitte auf den Button „Dokumente“.
Fachtagung, 5. Februar 2016
9.00 Uhr Ankommen und Anmeldung
9.30 Uhr Schuld anerkennen und um Vergebung bitten. Reflexionen zum Studien- und Versöhnungsprozess zwischen Lutheranern und Mennoniten auf Weltebene
Dr. Simone Sinn, Studienreferentin für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen, Lutherischer Weltbund, Genf
Reaktion: Prof. Dr. Ralf Wüstenberg, Flensburg
10.45 Uhr Pause
11.00 Uhr Was tut man, wenn man als Gemeinschaft Schuld auf sich geladen hat? Eine aktuelle Perspektive aus Deutschland
P. Klaus Mertes SJ, Direktor des Kollegs St. Blasien
Reaktion: Ao. Univ. Prof. Dr. Gunter Prüller-Jagenteufel
12.15 Uhr gemeinsames Mittagessen
13.30 Uhr Die politische Dimension der Versöhnung.
Südafrika und Deutschland im Vergleich
Prof. Dr. Ralf Wüstenberg, Flensburg
15.00 Uhr Pause
15.30 Uhr Arbeitsgruppen
Gesellschaftlich von der Suche nach Versöhnung sprechen: Welche Aufgabe haben die evangelischen Kirchen in Deutschland heute beim Umgang mit gesellschaftlicher und kirchlicher Schuld in Bezug auf die Situation in der DDR?
Johannes Beleites, Vorsitzender des Beirates für Versöhnung und Aufarbeitung in der evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, Großkochberg
Theologisch von der Suche nach Vergebung sprechen: „Entscheidend ist, dass nicht weitere Wunden gerissen werden“ (D. Bonhoeffer). Der lange Weg von der „Vernarbung“ der Schuld zu Vergebung und Versöhnung
Ao. Univ. Prof. Dr. Gunter Prüller-Jagenteufel, Wien
17.00-18.30 Uhr Podiumsgespräch: Mut, Schuld, Vergebung, Bonhoeffer
19.30 Uhr Geburtstagseinladung ins Bonhoeffer-Haus
Lesung und Musik