Identität. Macht. Verletzung.

Tagung

Identität. Macht. Verletzung.

Rassismuskritische Theologische Perspektiven

Tagungsnr.
46/2018
Von: 08.10.2018 14:30
Bis: 10.10.2018 14:00
Ev. Bildungsstätte auf Schwanenwerder

© Aline Seel

Der Ruf nach nationalen, kulturellen und religiösen Identitäten hat in den letzten Jahrzehnten nicht nachgelassen, sondern ist stärker geworden. Doch Identitätskonstruktionen nationaler, ethnischer, kultureller, religiöser oder geschlechtlicher Art lassen sich nicht von der Macht- und Gewaltfrage trennen. Wie konfliktgeladen die Lage ist, lässt sich an den „Verteidiger*innen“ des „christlichen Abendlandes“, an den Antigenderisten und nicht zuletzt an den Alltagspraktiken erkennen, die auf hierarchischen Vorstellungen des „Eigenen“ und „Anderen“ beruhen und weiße europäische Privilegien verteidigen. Diesen Wirklichkeiten und ihren gesellschaftlichen Auswirkungen gehen wir interdisziplinär nach und diskutieren Impulse für kirchliche Handlungsformen.

Inhalt

Der Ruf nach nationalen, kulturellen und religiösen Identitäten hat in den letzten Jahrzehnten nicht nachgelassen, sondern ist stärker geworden. Aber auch die kritische Arbeit an weniger „reinen“ und starren Selbstbildern und Gesellschaftsvorstellungen ist intensiver geworden. Im Zuge dieser Arbeit wird immer wieder betont, dass die Frage nach Identitätskonstruktion nationaler, ethnischer, kultureller, religiöser oder geschlechtlicher Art, sich nicht von der Macht- und Gewaltfrage trennen lässt. Schließlich scheinen kollektive Identitätskonstruktionen in der Regel Selbstidealisierungen zu sein, die Bilder des „Gefährlichen“ oder „Rückständigen“ benötigen, um die Sicherung eigener Vorherrschaft und die Diskriminierung der „Anderen“ plausibel
erscheinen zu lassen. Wie konfliktgeladen die Lage ist, lässt sich an den „Verteidiger*innen“ des „christlichen Abendlandes“, an den Antigenderisten und nicht zuletzt an den Alltagspraktiken erkennen, die auf hierarchischen Bildern des „Eigenen“ und „Anderen“ beruhen und weiße europäische Privilegien verteidigen.
Identität ist kein unschuldiger Begriff. Vermutlich ist er auch kein biblischer oder christlicher, eher scheint er ein kirchlich gewachsener Begriff zu sein. In welcher Weise sind Theologie und Kirche damit in Macht- und Gewaltdynamiken involviert? Welche Perspektiven gibt es in Religionspädagogik und Theologie, die das Reden von „Werten der Aufklärung“, von „Leitkultur“ und „Integrationsleistungen“ beunruhigen und die möglicherweise Alternativen zu diesen Mustern bieten? In welcher Weise könnten Selbstbeschreibungen selbst- und gesellschaftskritisch vorgenommen werden? Wie wären Verletzbarkeit und Verletzungen zu thematisieren ohne die Perspektive von Widerständigkeit in antisemitischen, rassistischen oder antiziganistischen Verhältnissen zu vergessen? Diesen Fragen wird auf der Tagung interdisziplinär und aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Positionen nachgegangen.

Dr. Christian Staffa, Studienleiter, Evangelische Akademie zu Berlin
Aline Seel, Pfarrerin, Institut Kirche und Judentum, Humboldt-Universität Berlin
Nina Schmidt, NARRT Netzwerkkoordination, Berlin
Dominik Gautier, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Dr. Rainer Möller, Pädagogisch-Theologisches Institut der Evangelischen Kirche im Rheinland, Bonn

Gefördert von:
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!"
Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextrememismus (BAGKR)

Unterstützt durch:
Comenius-Institut
Evangelischer Kirchenkreis Berlin Stadtmitte

Programm

Montag, 8. Oktober 2018

13.30 Uhr Ankommen und Anmeldung

14.30 Uhr Einführung

14.45 Uhr Identität – rassismuskritische Perspektiven auf ein umstrittenes Konzept
Prof. Dr. Paul Mecheril, Institut für Pädagogik, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Identität – Das Eigene und das Nicht-Eigene. Eine Spurensuche in der christlichen Tradition
Prof. Dr. em. Albrecht Grözinger, Praktische Theologie, Universität Basel

Identität – Selbstidealisierung oder Empowerment
Dr. Yael Kupferberg, Technische Universität Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung

16.45 Uhr Kaffeepause

17.15 Uhr Kommentare
Isidora Randjelovic, Feministisches Romnja Archiv RomaniPhen, Berlin
Dr. Max Czollek, Schriftsteller, Berlin
Léontine Meijer-van Mensch, Programmdirektorin,Jüdisches Museum Berlin

18.15 Uhr Podiumsdiskussion: Macht –Identität – Verletzung?

19.00 Uhr Abendessen

20.00 Uhr Marktplatz – Arbeitsschwerpunkte der Teilnehmenden, Vorstellung der Arbeitsgruppen des kommenden Tages

21.30 Uhr Offener Abend

Dienstag, 9. Oktober 2018

8.00 Uhr Frühstück für Übernachtungsgäste

9.00 Uhr Andacht

9.30 Uhr Arbeitsgruppen mit Vortragenden und Kommentierenden

11.30 Uhr Kaffeepause

12.00 Uhr Antisemitismus, Rassismus und Vulnerabilität in Bildungsprozessen
Prof. Dr. Thorsten Knauth, Arbeitsstelle interreligiöses Lernen, Universität Duisburg-Essen

13.00 Uhr Mittagessen

14.30 Uhr Konkretionen I
Identität und Digitalität
Duygu Gezen, funk, Content-Strategin und Formatentwicklerin, Mainz
Timo Versemann, Projektleitung, Netzteufel, Evangelische Akademie zu Berlin

Kultursensible Seelsorge – neue Herangehensweisen
Dr. Christina Kayales, Krankenhausseelsorgerin und Psychotherapeutin, Hamburg
Gülbahar Erdem, Friedrich-Alexander Universität, Nürnberg-Erlangen, MUSE e.V. Wiesbaden

Religionspädagogik: Erfahrung aus multireligiösem Unterricht
Teilnehmende des interreligiösen Gesprächskreises junger Menschen und Prof. Dr. Thorsten Knauth

16.00 Uhr Kaffeepause

16.30 Uhr Konkretionen II
Schule in der Migrationsgesellschaft
Dr. Thomas Geier, Erziehungswissenschaften,Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Religionspädagogische Überlegungen zum Religionsunterricht nach Auschwitz
Prof. Dr. em. Albrecht Grözinger, Praktische Theologie, Universität Basel

Gedenken, Schuld, Identitäten
Prof. Dr. Katharina von Kellenbach, Religious Studies, St. Marys College, Maryland, USA

18.00 Uhr Sichtungen

19.00 Uhr Abendessen

20.30 Uhr Offener Abend

Mittwoch, 10. Oktober 2018

8.00 Uhr Frühstück

9.00 Uhr Andacht

9.30 Uhr Dietrich Bonhoeffer’s Post-Racial Blues
Prof. Dr. J. Kameron Carter, Indiana University, Indiana, USA

11.00 Uhr Kaffeepause

11.30 Uhr Schuld und Identität
Prof. Dr. Katharina von Kellenbach

13.00 Uhr Abschlusspodium

14.00 Uhr Mittagessen und Abschied

Änderungen des Programms vorbehalten!

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Leitung

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

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