Lieberose

Exkursion

Lieberose

Sanierung und Erinnerung

Tagungsnr.
36/2018
Von: 15.09.2018 08:30
Bis: 15.09.2018 20:15
Lieberose
In Lieberose wollen wir die Sanierungsobjekte in der Stadt und das Schloss kennenlernen. Während die Sanierung in der Stadt, außer der Kriegsruine Kirche, weit fortgeschritten ist, bedarf das Schloss dringend eines Investors. Bisher nimmt sich ein örtlicher Förderverein seiner an. An das nahe gelegene ehemalige KZ Jamlitz, später sowjetisches Speziallager, erinnern ein Dokumentationszentrum vor Ort und eine Gedenkstätte in Lieberose. In der Lieberoser Heide, einst ein riesiger Truppenübungsplatz, wollen wir die Erfolge der Konversion - der Überleitung militärisch genutzter Liegenschaften in zivile Nutzung - erkunden. Und wir hoffen, dass die Heide blüht. Berlin-Brandenburgische Stadtexkursionen

Inhalt

Berlin-Brandenburgische Stadtexkursion

Lieberose
Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft

Das Stadtbild von Lieberose hat sich über die Jahrhunderte kaum verändert. Die auf mittel-alterlichem Straßenraster errichtete Bebauung stammt überwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Prägende Erwerbszweige waren neben dem Ackerbau Kleingewerbe und Handwerk. Um 1900 war ansatzweise eine industrielle Entwicklung zu spüren, befördert durch den Anschluss an das Eisenbahnnetz.
Das Rathaus, erbaut im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, bildet mit dem Markt den historischen Stadtkern. Auffällig in dem kleinen Städtchen mit 1 200 Einwohnern sind die beiden nebeneinanderliegenden Kirchen in der Ortsmitte. Die Stadtkirche aus dem Mittelalter ist seit April 1945 Ruine, gegen Verfall gesichert und in der Diskussion wegen einer eventuellen Nutzung. Die ehemals wendische Landkirche, von 1824 bis 1826 als schlichter Saalbau errichtet, Anfang der 90er-Jahre saniert, wird von der evangelischen Gemeinde genutzt.
Eine Anzahl von Wohn- und Geschäftshäusern, das Hospital und die Darre am Schlosspark wurden saniert. Die Maßnahmen in dem seit 1997 bestehenden Sanierungsgebiet stehen vor dem Abschluss. Auch die Förderung durch Städtebaumittel ist ausgeschöpft.
Sehenswert ist das in mehreren Bauphasen errichtete Schloss im weitläufigen Park. Bekannt sind die um 1660 entstandenen Stuckdecken mit auffallendem Dekor. Der Zustand des im Krieg durch Bomben stark beschädigten Bauwerks ist nicht der beste. Nach wechselnden Nutzungen steht es seit Mitte der 90er-Jahre leer. Ab und zu finden dort Veranstaltungen statt. Der örtliche Förderverein kümmert sich um das Schloss, kann aber den Investor nicht ersetzen.

An das ehemalige Konzentrationslager Jamlitz, später sowjetisches Speziallager, erinnert eine Gedenkstätte am Ortsrand von Lieberose. Am authentischen Lagerort befindet sich seit 2003 eine Dokumentationsstelle in Trägerschaft der evangelischen Kirche, die im Frühjahr 2016 zweimal einem Anschlag zum Opfer fiel. Daraufhin entbrannte eine heftige Diskussion über den weiteren Umgang mit diesem Ort, über seine Zuordnung, Gestaltung, Sicherung und auch über die Finanzierung. Das Land Brandenburg hat Förderung zugesagt. Die Anlage soll schrittweise erweitert und umgestaltet werden.
Von 1943 bis 1945 hatte das Lager 10 000 Zwangsarbeiter, Tausende jüdische Häftlinge wurden dort ermordet. Im sowjetischen Speziallager waren es etwa 10 200 Gefangene, beinahe jeder Dritte überlebte nicht. Auf 75 Prozent der Fläche entstand nach 1945 eine Siedlung, vorwiegend für Flüchtlinge.

Die Lieberoser Heide diente schon vor 1945 militärischen Zwecken. Nach 1945 wurde sie zum Übungsgelände der Roten Armee und damit zum einzigen Übungsplatz für Panzer in Bataillonsstärke außerhalb der Sowjetunion. Entsprechend war der Zustand des Geländes bei Abzug der sowjetischen Truppen 1992. Durch die militärische Nutzung war zwar die regionale Entwicklung massiv behindert worden, zugleich entstand aber eine hinsichtlich Größe und Artenvielfalt in Deutschland einzigartige unzerschnittene Naturlandschaft von ca. 250 Quadratkilometern. Inzwischen zeigen sich Erfolge der umfangreichen Bemühungen, diese Riesenfläche zivilen Nutzungen zuzuführen. 2020 soll die Internationale Naturausstellung I.N.A. diese Entwicklung dokumentieren.

Heinz-Joachim Lohmann
Evangelische Akademie zu Berlin

Helga Wetzel
Arbeitskreis Stadtpolitik

Programm

Samstag, den 15. September 2018

7.30 Uhr Abfahrt Berlin Zoologischer Garten nach Lübben
RE 2, Richtung Cottbus, Gleis 2, Treffpunkt in den beiden vorderen Wagen
Reiseleitung: Helga Wetzel, Hans Tödtmann (Telefon: 0151 / 55 29 05 02)

07.35 Uhr Berlin Hauptbahnhof, Gleis 11
07.39 Uhr Berlin Friedrichstraße, Gleis 1
07.43 Uhr Berlin Alexanderplatz, Gleis 1
07.51 Uhr Berlin Ostkreuz, Gleis 1

8.33 Uhr Ankunft Lübben
8.45 Uhr Weiterfahrt mit einem Charterbus nach Lieberose
9.30 Uhr Ankunft Lieberose

Stadtsanierung in Lieberose
Stadtrundgang mit Vorstellung von Sanierungsobjekten
Gundula Reinke, Leiterin des Projektierungsbüros Reinke,
Mitglied im Förderverein Lieberose e.V.

Das Schloss und seine Zukunft
Stefanie Reinke, Projektierungsbüro Reinke,
Mitglied im Förderverein Lieberose e.V.

12.30 Uhr Mittagspause
Restaurant in der Darre, am Schlosspark

14.00 Uhr Abfahrt am Schlossplatz zum Gebiet des KZ-Außenlagers Lieberose
Das ehemalige KZ und spätere sowjetische Speziallager Jamlitz
Dr. Andreas Weigelt, Leiter der Dokumentationsstelle

15.30 Uhr Konversion in der Lieberoser Heide
Busfahrt durch die Heide. Halt an ausgewählten Orten
Romeo Buder, Revierförster in der Oberförsterei Lieberose

18.00 Uhr Rückfahrt nach Lübben
19.01 Uhr Abfahrt Lübben RE 24, Richtung Eberswalde, Gleis 1
19.58 Uhr Ankunft Berlin Ostkreuz

Prüfen Sie bitte kurz vor dem Exkursionstermin die Gültigkeit der Zugfahrzeiten und Gleisangaben.

Änderungen des Programms vorbehalten!

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Leitung

Heinz-Joachim Lohmann

Stellvertretender Direktor und Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche im ländlichen Raum

Telefon (030) 203 55 - 510

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