Die (Un-)Ordnungen der Stadt

Tagung

Die (Un-)Ordnungen der Stadt

Urbanität und ihre Sortierungen

Tagungsnr.
03/2018
Von: 15.02.2018 09:00
Bis: 15.02.2018 17:00
Französische Friedrichstadtkirche

© Christopher Lehmpfuhl: Schlossplatz 2013, Öl/LW, 180 x 240 cm, mit freundlicher Erlaubnis des Künstlers

Jede Stadt braucht Ordnungen, verlässliche Regeln und beständige Strukturen. Neues aber entsteht dann, wenn gewohnte Bahnen verlassen, Altes aufgegeben und Unordnungen zugelassen werden. Das stadtplanerische Konzept der „Creative City“ begreift Kunst- und Kreativmilieus sowie kulturelle Vielfalt als produktive Ressourcen der Stadtentwicklung. Kreative Produktivität erscheint als Wirtschaftsfaktor im Konkurrenzkampf der Städte untereinander. Auch der christliche Glaube ist nicht frei von der Spannung zwischen Geborgenheitsversprechen und der Aufforderung zu Umkehr und Aufbruch. Wie gelingt die Balance zwischen den Wünschen nach Ordnung und Beständigkeit und den kreativen Auf- und Umbrüchen? Wie gehen wir um in Kultur und Kirche mit Verunsicherungen und Konflikten? Und ist jeder Aufbruch schon eine Verbesserung des Ganzen? TheoLab 07 Alexander Höner / Dr. Rüdiger Sachau / Prof. Dr. Christopher Zarnow

Inhalt

Städte sind Ausdruck geplanter und gewachsener Ordnungsstrukturen. Räumliche und soziale Ordnungen durchdringen sich wechselseitig in den Kiezen und Quartieren. Nicht alle geltenden Ordnungen liegen dabei offen zutage. Gleichsam auf der Oberfläche erscheint die Großstadt an vielen Stellen als ungeordnet und chaotisch – die Metapher des „Dschungels" greift diese Erfahrung auf. Das kann Menschen verunsichern und abschrecken, aber auch Phantasien von Kreativität und Produktivität freisetzen. Auch das vermeintliche Chaos folgt, wenn man genauer hinsieht, eigenen Gesetzen. Damit stellt sich die Frage: Speist sich die Dynamik des städtischen Lebens aus einem Titanenkampf zwischen den Mächten des Chaos und der Ordnung? Oder ist sie, weniger heroisch und nüchtern betrachtet, Ausdruck des Dauerkonflikts konkurrierender Ordnungsprinzipien?
Die siebte Fachtagung des Theologischen Labors Berlin beschäftigt sich mit den Ordnungen der Stadt – und dem „Anderen" ihrer Ordnung. Wir fragen dazu in einem ersten Schritt Expert*innen aus der theoretischen Physik, der Philosophie und Kunst, wie sie das Feld von Ordnung, Unordnung und Neuordnung aus Sicht ihrer jeweiligen Disziplin sortieren. Darauf aufbauend fragen wir, wie sich in Architektur und Stadtplanung Ordnungsvorstellungen manifestieren, aber auch, wie innerhalb der Stadtbevölkerung über Ordnungsfragen gestritten wird: Auf der einen Seite steht die Forderung nach verlässlichen Regeln und beständigen Strukturen des Zusammenlebens, auf der anderen Seite nach Freiräumen, kreativen Nischen und Räumen des Überraschenden.
Nicht zuletzt sind mit der Frage nach Ordnung und Chaos Ur-Themen der Theologie berührt. Sowohl das Bedürfnis nach Ordnung als auch nach ihrer Außerkraftsetzung spielen (nicht nur) in der christlichen Religion eine Schlüsselrolle. So beschreibt Jesus das Reich Gottes in Metaphern einer anderen Ordnung des (Zusammen-)Lebens, die unsere langläufigen Vorstellungen eines geordneten Laufs der Dinge transzendieren. Entsprechend gab es innerhalb der Geschichte des Christentums immer wieder Theologien der Ordnungen und Theologien der Ordnungskrisen. Was können wir aus diesen Debatten für die heutige Wirklichkeit unserer Städte lernen?

Alexander Höner, Arbeitsstelle Theologie der Stadt, Berlin

Dr. Rüdiger Sachau, Evangelische Akademie zu Berlin

Prof. Dr. Christopher Zarnow, Evangelische Hochschule Berlin

TheoLab 07

Programm

Donnerstag, den 15. Februar 2018

Ab
8.30 Uhr Anreise und Anmeldung

9.00 Uhr Begrüßung

9.10 Uhr Chaos oder Ordnung – was regiert die Welt?
Eine physikalische Perspektive auf ein Grundphänomen
Prof. Dr. Martin Wilkens, Universität Potsdam, Institut für Physik

9.50 Uhr Die Ordnung der Dinge – Foucaults Geschichte der Sortierungen der Welt
Dr. Holden Kelm, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin

10.30 Uhr Die permanenten Umbrüche Berlins am Beispiel des Berliner Schlossplatzes
Ein künstlerischer Exkurs
Christopher Lehmpfuhl, Künstler, Berlin

11.10 Uhr Kaffeepause

11.30 Uhr Streit um die Ordnungen der Stadt
Von der Historie der Stadtplanungen bis zur neuen Mitte Berlins
Dr. Benedikt Goebel, Stadtforschung Berlin

13.00 Uhr Mittagessen in umliegenden Restaurants

14.30 Uhr Wir sind die Ordnung der Stadt
Gesprächsgruppen mit den Referenten aus Physik, Philosophie, Kunst und Architektur

15.30 Uhr Theologie der Ordnung – reloaded?
Impuls und Gespräch
Prof. Dr. Notger Slenczka,
Humboldt-Universität zu Berlin, Fakultät für Theologie

Ende gegen 17.00 Uhr

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Leitung

Dr. Rüdiger Sachau

Akademiedirektor

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