Der Skandal als vorlauter Bote - Die großen deutschen Geschichtsdebatten

Filmreihe

Der Skandal als vorlauter Bote - Die großen deutschen Geschichtsdebatten

Der Aufstand gegen die Nazigeneration [1965-1968] - Brief an meinen Vater

Tagungsnr.
34A-4/2019
Von: 15.12.2019 11:00
Bis: 15.12.2019 14:00
Urania Berlin e. V.
Cover Der Skandal als vorlauter Bote

© dpa-Bildarchiv / Gier, bpk / Klaus Lehnartz, Polyband, dpa Picture Alliance (2), Sacha Hartgers, Das blaue Sofa Club Bertelsmann, Richard Hebstreit / Wikimedia Commons

Der Griff Nazideutschlands zur Weltmacht endete mit der totalen Niederlage und der Bilanz von mehr als 40 Millionen Opfern – 30 Mio. Sowjetbürger, 6 Mio. Polen, 2 Mio. Jugoslawen, 500 000 Tschechoslowaken. Davon waren 5 Mio. Juden, zu denen noch 1,3 Mio. deportierter Juden und 500 000 Sinti und Roma gerechnet werden müssen. Schon 1946 lagen zwei Abhandlungen zur Schuldfrage vor: Karl Jaspers sah die politische Schuld aller Deutschen darin, 1932/33 zugelassen zu haben, »daß ein solches Regime bei uns entstanden ist«. Hannah Arendt konstatierte ab 1940/41 den Zustand einer »totalen Komplizenschaft des deutschen Volkes« und sprach von einer »›Volksgemeinschaft‹ des Verbrechens«. Aber die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft hat diese Diagnoseangebote negiert und sich für eine Politik der Amnestie und Amnesie entschieden. Die 1949 gegründete BRD integrierte die Mehrheit der NS-Eliten in den neuen Staat und ließ alle in Nürnberg verurteilten Kriegsverbrecher frei. Die Überlebenden der »Volksgemeinschaft« sorgten dafür, dass die Geschichte der NS-Zeit abgespalten und die Schuld Anderen zuwiesen wurde – »Hitler war’s«. Mitte der fünfziger Jahre waren die Westdeutschen sogar überzeugt, dass sie durch den Krieg und dessen Folgen selber zu Opfern geworden waren. Gegen dieses Geschichtsbild konnte sich die Wahrheit nur in Form ununterbrochener Tabubrüche durchsetzen. Die Reihe wird zehn Fälle aus dieser 60jährigen Skandalgeschichte präsentieren.

Inhalt

Zwei Jahrzehnte nach dem Ende des "Dritten Reiches" stellte ein Aufstand der Generation, die erst im Krieg oder kurz danach geboren worden war, das Verhalten der eigenen Eltern ab 1933 wie deren Umgang damit nach dem 8. Mai 1945 radikal in Frage. Hatten die Eltern ihre Nachkriegsidentität durch Auslöschung der Nazizeit aus der Erinnerung gewonnen, so begründeten ihre Söhne und Töchter eine neue Identität, indem sie die Verbrechen des NS-Regimes und deren Leugnung nach dem Krieg zum Angelpunkt der deutschen Geschichte erklärten und die Kritik daran zur Bedingung für das Entstehen einer demokratischen Kultur in der BRD machten. Der Historiker Saul Friedländer hat diesen Epochenbruch präzise benannt: "Die Studenten stellten zum ersten Mal die Frage: `Wo warst du, Vater?´" // Film: Hannes Heer "Mein 68. Ein verspäteter Brief an meinen Vater" [1988]

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Leitung

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

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