In der Lutherstadt Wittenberg ist ein Streit um die Sau-Darstellung an der Südfassade der Stadtkirche entstanden. Die einen fordern das Entfernen dieses judenfeindlichen Symbols, die anderen wollen es belassen, aber mit einem stärkeren aufklärenden Impuls verbinden. Wieder andere wünschen sich, dass alles so bleibt, wie es ist. Die Debatte über den richtigen Umgang mit diskriminierenden Darstellungen im historischen Erbe beschäftigt nicht nur in der Lutherstadt Wittenberg. Auch Hakenkreuze auf Kirchenglocken, ein „Nazi-Taufbecken“ in Berlin Mariendorf und viele christlich triumphalistische „Ecclesia et Synagoga“-Darstellungen haben Debatten hinter oder vor sich.
Wie soll mit diesen drastischen Bildern kirchlicher Judenfeindschaft umgegangen werden? Welche Wirkungen hatten sie und haben sie immer noch? Darüber werden Expertinnen und Experten der Theologie, der Sozial- und Erziehungswissenschaften sowie Kunsthistorikerinnen und -historiker, und Verantwortliche in Kirche und Gesellschaft miteinander diskutieren. Im Kontext der Debatten um gewaltförmige Anteile der Kirchengeschichte geht es immer wieder um die Frage: Wie viel Ambivalenz der eigenen kirchlichen oder nationalen Geschichte halten wir aus? Sind die eingefurchten Spuren dieser Gewaltförmigkeit dabei hilfreiche Mahnmale, also Lernanlässe, oder zu verletzend für unsere jüdischen Mitmenschen?