Neubrandenburg

Exkursion

Neubrandenburg

Neue Stadt in alten Mauern

Berlin-Brandenburgische Stadtexkursion

Tagungsnr.
19/2019
Von: 11.05.2019 07:30
Bis: 11.05.2019 20:15
Neubrandenburg
Die historische Altstadt von Neubrandenburg wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges zu 80 Prozent zerstört. In ihrer Substanz erhalten blieben die Stadtbefestigung mit den markanten Toren, das Franziskanerkloster mit Kirche, St. Marien als Ruine, einige barocke und klassizistische Wohnhäuser. Die in Jahrzehnten in den alten Rastern und Kubaturen wieder aufgebaute Altstadt ist ein Zeugnis der früheren DDR-Architektur mit einem Sechzehngeschosser als neuer Höhendominante. Ab 1975 wurde die Marienkirche mit großem Aufwand in ihrer äußeren Form wiederhergestellt. Erst nach 1990 konnte man die schon vorher geplante Umgestaltung zur Konzertkirche wieder in Angriff nehmen und erfolgreich zu Ende führen. Wir besuchen nicht die Neubaugebiete, sondern konzentrieren uns auf die Altstadt, wollen aber auch Beispiele für Konversion kennenlernen und in der Gedenkstätte Fünfeichen der Opfer des Kriegsgefangenenlagers und späteren sowjetischen Speziallagers gedenken. Berlin-Brandenburgische Stadtexkursion

Inhalt

Berlin-Brandenburgische Stadtexkursion

Neubrandenburg
Neue Stadt in alten Mauern

Neubrandenburg ist eine alte Stadt, die im Laufe der Zeit viele Höhen und Tiefen erlebt hat. Einer der gravierendsten Einschnitte war die Zerstörung der historischen Altstadt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges. In ihrer Substanz erhalten blieben die Stadtbefestigung mit den markanten Toren, St. Marien als Ruine, das Franziskanerkloster, einige barocke und klassizistische Wohnhäuser. Nach jahrelanger Sanierung und Ergänzung zeigt sich die Stadtbefestigung als geschlossene Anlage, auch die Wiekhäuser sind wiederhergestellt.

Die Enttrümmerung der Altstadt dauerte bis 1958. Während der ersten Wiederaufbauphase in den 1950er-Jahren entstanden in den alten Rastern und Kubaturen Bauten von hoher Qualität in monolithischer Bauweise. Später wandte man sich von diesem „sozialistischen Klassizismus" ab. Die verlorenen stadtbildprägenden Bauten wurden nicht rekonstruiert. Mit dem 1965 eröffneten Kulturhochhaus am Markt entstand ein neues städtisches Wahrzeichen. Nach Sanierung und Umbau konnte es 2015 wiedereröffnet werden. Eine Marktseite wird seit 2016 mit Abriss und Neubau umgestaltet. Fast alle Bauten der Altstadt sind seit 1990 grundlegend saniert worden.

Die im Krieg stark zerstörte Marienkirche wurde ab 1976 mit großem Aufwand in ihrer äußeren Form wiederhergestellt. Die schon damals konzipierte Umgestaltung zur Konzertkirche konnte erst nach 1990 wieder in Angriff genommen und 2001 vollendet werden. Ihre Besichtigung ist wegen Veranstaltungen leider nicht möglich. Stattdessen besuchen wir die 1980 fertiggestellte Kirche St. Josef und Lukas. Sie zeichnet sich durch ein damals für Kirchen ungewöhnliches Dach aus sogenannten Hyparschalen aus. Eine ebensolche Konstruktion hat die Stadthalle, Baujahr 1969.

Seit 1952 war Neubrandenburg Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks und damit politisches und wirtschaftliches Zentrum wie auch wichtiger Militärstandort. Bedeutung bekam die bis dahin landwirtschaftlich geprägte Kleinstadt mit der Ansiedlung großer Industrieanlagen. Damit einher gingen ein rasanter Anstieg der Einwohnerzahlen und entsprechender Wohnungsneubau. Die Neubaugebiete, Experimentierfelder des industriellen Bauens (Plattenbau), erfuhren nach 1990 mit dem Bevölkerungsrückgang massiven Rückbau bei gleichzeitiger Aufwertung.

1990 hatte die Einwohnerzahl mit 90.000 einen Höchststand erreicht. Nach stetigem Rückgang bis 2014 auf etwas mehr als 63.000 kam es dann, entgegen den Prognosen, zu einem Anstieg auf jetzt über 65.000 Einwohner. Als Gründe dafür werden Wirtschaftskraft, Familien- und Seniorenfreundlichkeit sowie der Zuzug von Migrant*innen angegeben. Seit 2011 ist Neubrandenburg Kreisstadt des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte. Als Oberzentrum ist die Stadt mit fast 50.000 Arbeitsplätzen in rund 3.700 Unternehmen nicht nur der Mittelpunkt von Wirtschaft und Handel, sondern auch von Kultur und Bildung.

Die Mahn- und Gedenkstätte Fünfeichen erinnert an das Kriegsgefangenenlager (1939-1945) und spätere sowjetische Speziallager (1945-1949). Tausende der etwa 70.000 vorwiegend sowjetischen Gefangenen kamen bis 1945 um. Auch aus dem Speziallager mit insgesamt 15.000 Gefangenen sind tausende Opfer zu beklagen. Die Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen arbeitet erstmals die Geschichte beider Lager auf. Wir wollen aller Opfer gedenken.

Ein Beispiel für Konversion ist das Projekt des Vereins zur Förderung moderner Kunst RWN ART. Eine ehemalige Torpedoversuchsanstalt, später Reparaturwerk der Armee wird dank der Bemühungen des Vereins zu einer Kunsthalle mit breitem Nutzungsangebot.

Heinz-Joachim Lohmann
Evangelische Akademie zu Berlin

Helga Wetzel
Arbeitskreis Stadtpolitik

Programm

Samstag, den 11. Mai 2019

7:33 Uhr Abfahrt Berlin-Südkreuz nach Neubrandenburg
RE5 Nord, Gleis 6, Richtung Stralsund/Rostock,
Treffpunkt in den beiden vorderen Wagen
Reiseleitung: Helga Wetzel, Handy Hans Tödtmann 0157 / 85 86 84 67

7:37 Uhr Abfahrt Berlin-Potsdamer Platz Gleis 3
7:42 Uhr Abfahrt Berlin-Hauptbahnhof Gleis 5
7:49 Uhr Abfahrt Berlin-Gesundbrunnen Gleis 9

9:29 Uhr Ankunft Neubrandenburg

9:45 Uhr Stadtrundgang
Historische Substanz, Wiederaufbau nach Kriegszerstörung, Bauen seit 1990
Janine Krieger, Abteilungsleiterin Wirtschaft,
Stadtentwicklung und Wohnen, Stadtverwaltung Neubrandenburg

12:30 Uhr Mittagspause
Tor-Café, Friedländer Str. 99

14:00 Uhr Fußweg zur Kirche St. Josef und Lukas
Kirchenbesichtigung
Christoph Biallas, Kulturwissenschaftler,
Projektleiter der Ausstellung „Nur Beton?"

15:00 Uhr Bushaltestelle Kirchstraße, Fahrt mit dem Charterbus zur Gedenkstätte
Gedenkstätte Fünfeichen, Rundgang
Führung durch ein Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen

16:30 Uhr Busfahrt ins Industriegebiet
Von militärischer zu kultureller Nutzung
Erläuterung eines Projekts des Vereins zur Förderung moderner Kunst RWN ART durch ein Mitglied des Vereins

17:45 Uhr Busfahrt zum Bahnhof
Mit Blick auf die Stadthalle

18:28 Uhr Abfahrt nach Berlin
RE5 Nord, Gleis 1, Richtung Wünsdorf-Waldstadt
20:09 Uhr Ankunft Berlin-Gesundbrunnen
20:15 Uhr Ankunft Berlin-Hauptbahnhof
20:20 Uhr Ankunft Berlin-Potsdamer Platz
20:24 Uhr Ankunft Berlin-Südkreuz

Änderungen des Programms vorbehalten!

Prüfen Sie bitte kurz vor dem Exkursionstermin die Gültigkeit der Zugfahrzeiten und Gleisangaben.

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Leitung

Heinz-Joachim Lohmann

Stellvertretender Direktor und Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche im ländlichen Raum

Telefon (030) 203 55 - 510

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