Vergessene Geschichte

Fachtagung

Vergessene Geschichte

Der Umgang mit verdrängten Aspekten der Geschichte

17. Ost-Westeuropäisches Gedenkstättentreffen

Tagungsnr.
11/2019
Von: 27.03.2019 18:00
Bis: 30.03.2019 12:00
Internationale Begegnungsstätte Kreisau / Polen
Geschichtserzählung in West- und Osteuropa kennt das Vergessen. In vielen Nationen gibt es Ereignisse, Personen oder Orte, die lange außerhalb des Aufarbeitungsdiskurses stehen und die mit einem Tabu belegt oder uneindeutig sind. Sie in den Fokus zu nehmen, ist schmerzvoll, provoziert und löst Kontroversen aus. Das Ost-Westeuropäische Gedenkstättentreffen fragt in diesem Jahr nach vergessenen Kapiteln der Geschichte des 20. Jahrhunderts und diskutiert Spätfolgen des Verdrängens. 17. Ost-Westeuropäisches Gedenkstättentreffen Kreisau

Inhalt

Geschichtserzählung in West- und Osteuropa kennt das Vergessen. In vielen Nationen gibt es Personen, Ereignisse oder Orte, die lange außerhalb der Erinnerung standen, die im Aufarbeitungsdiskurs gemieden wurden oder immer noch an Tabus rühren. Das Ost-Westeuropäische Gedenkstättentreffen Kreisau fragt in diesem Jahr nach vergessenen Kapiteln der Geschichte des 20. Jahrhunderts, denn die Beschäftigung mit dem Vergessenen und die Auseinandersetzung mit den Spätfolgen der Verdrängung sind bis heute problematisch. Historische Personen, Ereignisse oder Orte stellen sich oft uneindeutig dar, ihre Geschichte offenbart schmerzliche Verfehlungen, löst Scham oder Unwillen aus – und wird vielfach noch heute als Provokation empfunden. Gleichzeitig sehen sich viele Regierungen nicht in der Verantwortung, die Geschichte aufzuarbeiten, weshalb sich hier zumeist zivilgesellschaftliche Akteure engagieren und die Erinnerungskultur sowohl lokal als auch über die Grenzen hinweg gestalten. Das Gedenkstättentreffen bringt auch in diesem Jahr entsprechende Projekte aus ganz Europa zusammen. Bekannte Vorhaben sind genauso willkommen wie Initiativen, die erst am Anfang stehen oder unter großen Schwierigkeiten arbeiten. Es geht um einen Know-how-Transfer und den offenen Erfahrungsaustausch zwischen Institutionen aus ganz Europa, um über gemeinsame Schwierigkeiten zu beraten und Strategien zu entwickeln, wie „vergessene Geschichte" in die öffentliche Debatte getragen werden kann.

Das Ost-Westeuropäische Gedenkstättentreffen in Krzyzowa/Kreisau richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Erinnerungsorten, Museen, Gedenkstätten, Bildungszentren, Menschenrechtsorganisationen oder Zeitzeugenprojekten. Anliegen des Gedenkstättentreffens ist das Kennenlernen sowie der Austausch von Wissen und Erfahrung. Wir laden dazu ein, die nationalen und regionalen Narrative und ihren Einfluss auf das jeweilige Verständnis von der Geschichte des 20. Jahrhunderts gemeinsam zu diskutieren. Wir hoffen, mit einem freien Meinungsaustausch über Wahrnehmungsmuster und Tendenzen unter den Teilnehmern aus unterschiedlichen Ländern einen Beitrag zum tieferen Verständnis und zur Versöhnung in Europa leisten zu können. Das Gedenkstättentreffen hat eine lange Tradition und wir freuen uns, dass wir auch weiterhin zum Diskurs über Wahrnehmung und Erinnerung sowie über die Darstellung von Geschichte und Vergangenheit in den Ländern Ost- und Westeuropas einladen können. Das Seminar ist stark praktisch orientiert und keine wissenschaftliche Konferenz. Wir legen Wert auf den informellen Austausch: offene Gespräche und Reflexionen charakterisieren die Gedenkstättentreffen in Kreisau.

Das Treffen wird simultan Deutsch, Englisch, Polnisch und Russisch gedolmetscht.

Programm

Mittwoch, 27. März 2019

12:00 Abfahrt mit dem Bus ab Berlin nach Kreisau,
Treffpunkt: Bahnhof Berlin Südkreuz (Fernbushaltestelle Hildegard-Knef-Platz)
bis 18:00 Ankunft und Anmeldung

18.00 – 19.00 Abendessen
19.00 – 19.30 Begrüßung und Einführung durch die Veranstalter
19.30 – 20.00 Interaktive Vorstellung der Teilnehmenden (Turbo-Präsentationen I)

Donnerstag, 28. März 2019

09.00 – 09.45 Interaktive Vorstellung der Teilnehmenden (Turbo-Präsentationen II)
09.45 – 11.45 Einführung
11.45 – 12:30 Interaktive Vorstellung der Teilnehmenden (Turbo-Präsentationen III)

12.30 – 13.30 Mittagessen

13.30 – 15.30 Vergessene Orte (Projektpräsentationen I)
Nedi Petri (Cultural Heritage without Borders, Albanien): „Unlocking Dialogue & Action" – Ein Konzept für das Gefängnis in Spaç
Andrzej Trzeciak (Europäisches Solidarnosc-Zentrum, Danzig/Polen): Die (nazi)deutsche Vergangenheit der Danziger Werft
Robert Parzer (Tiergarten 4 Association, Berlin): Vergessene Außenlager Auschwitz

15.30 – 16.00 Kaffeepause

16.00 – 18.00 Vergessene Orte (Projektpräsentationen II)
Ludek Strašák (Museum der Roma-Kultur, Brünn/Tschechien): Das „Gypsy camp" von Lety
Thomas Porena (topografiaperlastoria.org, Italien): Die Orte der Zwangsarbeit und der Deportation aus Italien während des Zweiten Weltkriegs
Meelis Maripuu (Eesti Mälu Instituut, Tallinn/Estland): Eine erste zeithistorische Ausstellung im früheren KGB-Gefängnis „Patarei" in Tallinn

18.00 Abendessen
abends optional: Führung durch die Stiftung Kreisau (Dominik Kretschmann)

Freitag, 29. März 2019

09.00 – 11.00 Vergessene Namen (Projektpräsentationen III)
Magda Tsotskalashvili (Sovlab, Tiflis/Georgien): Die Suche nach Massengräbern aus der Stalinzeit
Peter Gaida (Bordeaux/Frankreich): „Rotspanier" – eine Ausstellung über vergessene Zwangsarbeiter
María Paula Núñez (Place of Memory, Tolerance and Social Inclusion, Lima/Peru): Die Erinnerung an 70.000 „Verschwundene" in Peru

11.00 – 11.30 Kaffeepause

11.30 – 13.30 Vergessene Ereignisse (Projektpräsentationen IV)
Petr Kalousek (Meeting-Brno Festival, Brünn/Tschechien): Die Versöhnungsmärsche
Das Zentrum für die 1945 in die Sowjetunion deportierten Oberschlesier (Radzionków/Polen; angefragt)
Jugendliche erinnern die Rassenmorde der nazideutschen Besatzer in Belarus (historica.by, Minsk/Belarus; angefragt)

13.30 – 14.30 Mittagessen

14.30 – abends Exkursion zu vergessenen Orten Niederschlesiens

Samstag, 30. März 2019

9.00 – 11.00 Forum historisch-politische Bildung (Projektpräsentationen V)
Juliane Haubold-Stolle (Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit, Berlin): Die späte Erinnerung der NS-Zwangsarbeit in Deutschland
Rainer E. Klemke (berlinHistory e.V., Berlin): Mit der Smartphone-App „berlinhistory.app" auf den Spuren der Berliner Geschichte
memorylab-europe.eu (angefragt)

11.00 – 12.00 Auswertung und Verabschiedung

12.00 Abfahrt des Busses nach Berlin

Teilen

Leitung

Dr. Jacqueline Boysen

Projektstudienleitung Ost-Westeuropäisches Gedenkstättentreffen Kreisau

Telefon (030) 203 55 - 506 (Sekretariat Akademieleitung)

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