Der Rat der EKD lehnt die geschäftsmäßige, also wiederholte Suizidassistenz ab. Diese Position wird aktuell vom Ratsvorsitzenden der EKD bekräftigt. Heinrich Bedford-Strohm betont, in kirchlichen Einrichtungen dürfe es keine organisierte Hilfe zur Selbsttötung geben, die dazu beitrage, dass Suizidassistenz eine Option neben anderen werde. Gleichzeitig unterstreicht der Ratsvorsitzende, dass es Dilemmata gebe, „für deren Bewältigung derzeit keine eindeutigen Antworten und Regelungen bestehen“.
Hintergrund für die erneute Diskussion in der Evangelischen Kirche ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Februar letzten Jahres. Die Verfassungsrichter leiten aus dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit ein Recht auf Selbsttötung ab, das die Inanspruchnahme der Hilfe Dritter einschließt. Dieses Recht auf Suizid gelte ohne Einschränkung, es sei unabhängig vom Motiv für die gewünschte Selbsttötung und stehe nicht in Verbindung zu einer eventuellen Erkrankung.
Auch Patient*innen und Bewohner*innen diakonischer Einrichtungen können nach diesem Urteil den Wunsch äußern, ihr Leben mit Hilfe Dritter zu beenden. Kirche und Diakonie sind herausgefordert, sich hierzu zu positionieren. Für eine solche Standortbestimmung braucht es einen intensiven Austausch zwischen grundlegenden theologischen Positionen und Stimmen aus der Praxis diakonischer Einrichtungen und den betroffenen Berufsgruppen. Es gilt, deutlich zu machen, welche ethischen und gesellschaftlichen Aspekte bei der Umsetzung des BVerfG-Urteils zu berücksichtigen sind, welche Rolle Ärzt*innen und andere Gesundheitsberufe bei der Neuregelung übernehmen sollen und wie sich eine veränderte Rolle der Berufsgruppen ggf. auf deren Verhältnis zu Hilfe- und Pflegebedürftigen auswirkt.
Wir laden Sie herzlich ein!
Simone Ehm, Studienleiterin Ethik in den Naturwissenschaften, Ev. Akademie zu Berlin
Dr. Jacqueline Boysen, Projektstudienleiterin, Ev. Akademie zu Berlin
13.00 Uhr Zugang zum virtuellen Konferenzraum
13.15 Uhr Begrüßung und Einführung
Simone Ehm, Studienleiterin Ethik in den Naturwissenschaften, Ev. Akademie zu Berlin
Dr. Jacqueline Boysen, Projektstudienleiterin, Ev. Akademie zu Berlin
13.30 Uhr Beihilfe zur Selbsttötung in diakonischen Einrichtungen? Ein Streitgespräch
Prof. Dr. Isolde Karle, Lehrstuhl für Praktische Theologie, Ruhr-Universität Bochum
Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin a.D., Präses der Synode der EKD
Anschließende Diskussion mit dem Publikum
14.45 Uhr Pause
15.00 Uhr Theologische Haltepunkte für die Debatte über Selbstbestimmung, Lebensende und assistierten Suizid
Prof. Dr. Thomas Wabel, Systematische Theologie und Theologische Gegenwartsfragen, Universität Bamberg
15.30 Uhr Zwischen Selbstbestimmung und Lebensschutz – (Wie) kann die Neuregelung zum assistierten Suizid in diakonischen Einrichtungen umgesetzt werden?
Erfahrungsaustausch in Arbeitsgruppen
Impulse aus der Praxis
16.00 Uhr (Wie) lässt sich feststellen, ob der Wunsch zur Suizidbeihilfe freiverantwortlich getroffen wurde?
Dr. Michael Wunder, Leiter Beratungszentrum der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, Hamburg
16.30 Uhr Über den Tod entscheiden? Zur Rolle der Berufsgruppen in der Beihilfe zum Suizid
Dr. Rainer Prönneke, Chefarzt, Marienstift Braunschweig, Mitglied des Vorstands DEKV
17.00 Uhr Pause
17.15 Uhr Ein Schutzraum für Gewissensentscheidungen? Ethische Reflexionsprozesse zum Thema „Assistierter Suizid“ in diakonischen Einrichtungen
Dr. Werner Weinholt, Johannesstift Diakonie, Berlin
Pastorin Dr. Johanna Will-Armstrong, Vorstand der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, Bielefeld
Ende gegen 18.15 Uhr