Bildstörungen

Fachtagung

Bildstörungen: Anders erzählen

Biblische Erzählungen aus antisemitismuskritischer Perspektive

Tagungsnr.
21084
Von: 11.10.2021 16:00
Bis: 13.10.2021 13:00
Johanniter Gästehaus Münster
Fernsehtestbild

© Adobe Stock / Thomas Bethge

Wie können christliche Kernnarrative aus antisemitismuskritischer Perspektive neu und anders erzählt werden? Unter dem Motto „Anders erzählen“ widmet sich die diesjährige Tagung des Netzwerkes antisemitismus- und rassismuskritischer Religionspädagogik und Theologie (narrt) dieser Frage. Viele zentrale biblische Erzählungen bergen eine Schattenseite, weil sie Teil antijüdischer Traditionen geworden sind. Wo Menschen die Bibel lesen und auslegen, lernen sie – oft Negatives – mit Pharisäern, Hohepriestern, Synagogen, Gesetz und Geld zu assoziieren. Wir wollen diese Geschichten auf unserer Arbeitstagung gemeinsam so erzählbar machen, dass diese Verzerrungen konstruktiv aufgelöst werden.

Inhalt

Der Umgang mit biblischen Geschichten gehört zum Tagesgeschäft von Multiplikator*innen in kirchlichen, schulischen und universitären Kontexten. Die Texte bieten einerseits facettenreiche Möglichkeiten des kreativen Umgangs und nachdenklicher Auslegung. Viele Bilder biblischer Figuren, Szenen und Geschichten sind als Teil christlicher Tradition eng vertraut und sie bieten immer neue Möglichkeiten der Auseinandersetzung im Schulunterricht, in Seminaren, im (Kinder-)Gottesdienst, im Konfirmationsunterricht.ie können christliche Kernnarrative aus antisemitismuskritischer Perspektive neu und anders erzählt werden?

Andererseits bergen viele einflussreiche Erzählungen eine Schattenseite, weil sie Teil antijüdischer Traditionen geworden sind. Im täglichen Umgang und im politischen Leben bestätigen sie sich immer wieder neu und verfestigen sich. Wo Menschen die Bibel lesen und auslegen, lernen sie – oft Negatives – mit Pharisäern, Hohepriestern, Synagogen, Gesetz und Geld zu assoziieren und sich figürlich vorzustellen. Solch antijüdische Bilder sind vielfach unbewusst und deshalb unter der Oberfläche umso wirksamer.

Der Anspruch, verzerrte Bilder zu verlernen, ist deshalb eine vielschichtige Aufgabe, die auch einer selbstkritischen Haltung bedarf. In der Tagung werden wir uns der Antisemitismuskritik deshalb zunächst in Form kritischer Selbstreflexion annähern. Inwiefern sind wir Träger*innen von Antijüdischem? Welche inneren und äußeren Hindernisse gibt es, die den Umgang mit antisemitismuskritischen Inhalten erschweren?

Im Verlauf der Tagung werden wir vier Bilder kritisch reflektieren, die sich heute auch in der säkularen Gesellschaft finden lassen, ohne dass ihr kirchengeschichtlicher Ursprung wahrgenommen wird:

- die Verschwörung der jüdischen Eliten gegen Jesus von Nazareth

- den Verrat des Judas gegen Geld als Paradigma jüdischer Illoyalität

- das Gesetz als Kern einer selbsgerechten Verbotsreligion

- die Landverheißung und Israel als koloniales Projekt

Diese Bilder und Erzählstrukturen wollen wir uns bewusst machen und neue Inhalte erschließen, die entstehen, wenn man die Bibel als ein jüdisches Buch versteht. Wie können wir beispielsweise die Passionsgeschichte erzählen, ohne die Hohepriester als verschwörerische Herrscherclique zu lesen? Was passiert, wenn der Judaskuss ein tränenreicher Abschiedskuss wird? Warum ist jedes Jota der Tora wegweisend für Christenmenschen?

Wie können wir antisemitismuskritische Inhalte so einspeisen, dass sie auch im Bildungshandeln mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zum Tragen kommen?

Gemeinsam erstellen wir Material und verarbeiten es kreativ weiter, um Elemente neuer Erzählweisen zu produzieren und Paradigmenwechsel für diese Erzählungen anzubahnen. Damit möchten wir auf der narrt-Website eine Datenbank für Bildungsmaterialien entwickeln, die theologisch fundierte und biblisch-exegetisch kundige Narrative vermitteln, ohne antisemitische Zerrbilder zu bedienen.

Programm

P r o g r a m m

11. Oktober, Montag
16.00 Uhr Beginn
Einführung und Begrüßung
Impuls: Seelisberger Thesen
Prof. Dr. Katharina von Kellenbach, Projekt Bildstörungen an der Ev. Akademie zu Berlin
Arbeitsgruppen
Filmabend

12. Oktober, Dienstag
9.30 Uhr
Beginn
Thesen zu Voraussetzungen und Inhalten antisemitismuskritischer kirchlicher Bildungsarbeit
Dr. Christian Staffa, Studienleiter Ev. Akademie zu Berlin
Die Thematisierung von Antisemitismus in Religionsbüchern
Ariane Dihle, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Gemeinsame Erarbeitung „Anders erzählen“

13. Oktober, Mittwoch
9.30 Uhr Präsentation der Ergebnisse

13.00 Uhr Ende der Tagung

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Änderungen am Programm vorbehalten!

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Leitung

Prof. em. Katharina von Kellenbach, PhD

Projektreferentin für „Bildstörungen: Elemente einer antisemitismuskritischen pädagogischen und theologischen Praxis“ (2020 - 2024) [ausgeschieden]

Kristina Herbst

Projektleitung „DisKursLab – Labor für antisemitismus- und rassismuskritische Bildung & Praxis“

Telefon (030) 203 55 - 516

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

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