Die öffentliche Stimmung kurz vor den Wahlen ist ernüchternd: Die Corona-Pandemie hat in vielen Bereichen zu einer Entsolidarisierung geführt und soziale Ungleichheit befördert. Investitionen in die Bildungspolitik und den Schutz von Kindern und Jugendlichen? Fehlanzeige. Von einer konsequenten Klimapolitik sind wir ähnlich weit entfernt wie von einer sozialen Wohnungspolitik, die ein Leben in der Stadt für alle ermöglicht – egal ob Ärztin, Fahrradkurier, Auszubildende oder Erwerbslose. Antidemokratische, rechte und rechtsradikale Bewegungen haben starken Zulauf und stellen für diejenigen, die sich ihnen entgegenstellen, eine existenzielle Bedrohung dar.
Auffallend häufig sind es junge Menschen, die die gesellschaftlichen Zustände nicht einfach hinnehmen, sondern ihre Stimme erheben, aktiv werden und Verantwortung übernehmen – für das, was schiefläuft in Politik und Gesellschaft und für das, was die Generation ihrer Eltern nicht hinbekommen hat.
Immer dringender stellt sich die Frage, wie wir die großen Probleme der Gegenwart – Klimakrise, Pandemie, Umweltzerstörung, soziale Ungleichheit – und ihre lokalen Folgen in den Griff bekommen. Im Vorfeld der Berliner Wahlen möchten wir hierüber mit Bürger*innen und Politiker*innen diskutieren. Wir haben dazu Jugendliche eingeladen, die von Ihrem Engagement berichten und uns ermutigen, neue Handlungsperspektiven zu entwickeln.
MIT:
Maya Richter (19) ist seit fünf Jahren bei der Grünen Jugend und Bündnis 90/Die Grünen in Marzahn-Hellersdorf aktiv und kandidiert bei der Bundestagswahl auf Platz 11 der Landesliste.
Jonas Knorr (16) engagiert sich bei Fridays for Future und hat deren Bezirksgruppe Marzahn-Hellersdorf aufgebaut, in der er für besseren Klimaschutz kämpft.
David Jahn (25) ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP in Reinickendorf mit den Schwerpunkten Integration, Jugendhilfe, Verkehr und kandidiert für Abgeordnetenhaus und Bezirksverordnetenversammlung.
Klara Schedlich (21) arbeitet bei der Grünen Jugend in Reinickendorf mit und setzt sich vor allem für Bildungspolitik, Jugendbeteiligung und Geschlechtergerechtigkeit ein. Sie kandidiert für das Abgeordnetenhaus.
Johanna Liebe (17) ist die Bundessiegerin im Wettbewerb „Jugend debattiert“ 2018 und moderiert die Veranstaltung.
Organisation:
Heinz-Joachim Lohmann (Evangelische Akademie zu Berlin) und
Dr. Ralf Schöppner (Humanistische Akademie Berlin-Brandenburg)
Die Veranstaltung ist Teil unserer Gesprächsreihe „Das macht Sinn – Protestantische und humanistische Sinnressourcen in unsicheren Zeiten“ in Kooperation mit der Humanistischen Akademie:
Menschen stellen sich Sinnfragen: Hat mein Handeln, mein Leben oder gar das menschliche Leben an sich einen Sinn? Macht es Sinn, sich für irgendetwas Gemeinschaftliches zu engagieren? Die Antworten sind vielfältig, Sinn wird individuell erlebt oder eben auch nicht erlebt. Auch Humanist*innen und Protestant*innen haben unterschiedliche Antworten und doch eint sie in ihrer Differenz ein gemeinsames Interesse an diesen Fragen.
Sinnleere kann gesellschaftspolitische Brisanz entfalten. Wer sein Leben als sinnvoll erlebt, verschreibt sich seltener einer politischen Richtung, die Spaltung, Hass und Gewalt befördert. Stimmt das? Oder stimmt das Gegenteil: Wer sich allzu sehr mit einem Sinngehalt identifiziert, ist besonders anfällig für Feindseligkeit und Fanatismus?
Die zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierungen – ob in der Flüchtlingspolitik oder angesichts einschneidender Corona-Maßnahmen – bedürfen einer Antwort, nicht zuletzt angesichts der in diesem Jahr anstehenden Wahlen. Dabei leitet uns der Gedanke, dass angesichts größer werdender ideologischer Gräben notwendig ist, dass Menschen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Weltanschauung miteinander das Gespräch über Sinn, das Verbindende und bleibende Differenzen in den Unterschieden suchen.