1961 wurde das erste Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik und der Türkei unterzeichnet: ein zweiseitiges Dokument, das unsere Gesellschaft nachhaltig verändern sollte. Mit Italien, Spanien und Griechenland bestanden bereits ähnliche Vereinbarungen, weitere mit Marokko, Portugal, Tunesien und Jugoslawien folgten. Zwei Jahre sollten die „Gastarbeiter*innen“ ursprünglich bleiben, doch gebraucht wurden sie länger. Zwei Generationen später ist klar: Die Zuwanderung aus der Türkei und anderen Ländern zählt zu den prägendsten Ereignissen der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Wir wollen darüber diskutieren, welche Rolle Religion und Glaube in der bis heute fortdauernden Migrationsdebatte spielen: Wie hat sich der Blick auf die Zugewanderten, ihre Kinder und Enkelkinder über die Zeit verändert? Sind aus den „Gastarbeiter*innen“ von damals die „Muslim*innen“ von heute geworden? Kann man von einer „Islamisierung“ der Migrationsdebatte sprechen, die zunehmend das Augenmerk auf vermeintliche religiöse Andersheit legt und gesellschaftliche Herausforderungen durch religiöse Zuschreibung zu erklären versucht? Wie haben sich Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung, das Ringen um Anerkennung und Teilhabe auf das Selbstverständnis dieser Menschen ausgewirkt? Inwieweit beeinflussen Fremdzuschreibungen wie „Muslimin“ oder „mit Migrationshintergrund“ Glauben, religiöse Identität und Praxis?
Darüber diskutieren wir mit
Ferda Ataman, Journalistin, Autorin, Gründungsmitglied der „neuen deutschen organisationen“ und der „Daughters & Sons of Gastarbeiters“
Ozan Zakariya Keskinkiliç, Politikwissenschaftler, Autor, Mitglied der Expert*innenkommission gegen antimuslimischen Rassismus im Land Berlin.
Azize Tank, kam 1972 als „Gastarbeiterin“ nach Deutschland, Sozialarbeiterin, 2013-2017 Bundestagsabgeordnete für Die Linke
Moderation: Dr. Sarah Albrecht, Evangelische Akademie zu Berlin
Diese Veranstaltung organisiert die Evangelische Akademie in Kooperation mit dem Berliner Forum der Religionen, der Türkischen Gemeinde in Deutschland und der Kirchengemeinde Heilig Kreuz-Passion. Gefördert wird sie durch Mittel der Bundeszentrale für politische Bildung.