Jesus und die Diskriminierung der jüdischen Frau

Vortrag

Jesus und die Diskriminierung der jüdischen Frau

Ulrike Metternich über die Heilung der Blutflüssigen

Die Bibel neu entdecken: Antisemitismuskritische Bibelauslegungen

Tagungsnr.
22051
Von: 12.05.2022 19:00
Bis: 12.05.2022 20:30
Online

© gemeinfrei / J. Paul Getty Museum

Wie lassen sich die biblischen Geschichten ohne antijüdische Projektionsmuster erzählen? In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen spricht Ulrike Metternich über die Geschichte von der Frau mit chronischen Blutungen, die zu Jesus kommt, sein Gewand berührt und geheilt wird.

Inhalt

Diese Heilungsgeschichte (Markus 5,25-34) hat eine lange antijüdische Auslegungstradition: Die Frau verstößt mit ihrer Berührung der Kleider Jesu gegen das jüdische Gesetz; Jesus stellt sich auf die Seite der Frau und entfernt sich damit ebenfalls von den Vorschriften der Thora. Zudem wird das Judentum der damaligen Zeit bezichtigt, menstruierende Frauen gesellschaftlich zu isolieren. Ulrike Metternich entfernt Schritt für Schritt dieses Auslegungsmuster und bringt die Kraft Gottes, von der diese Geschichte erzählen will, zum Leuchten.

In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen stellen renommierte sowie junge Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten. Klischeehafte christliche Vorstellungen wirken oft bildhaft im säkularisierten Antisemitismus weiter: der alttestamentarische Gesetzesglauben; der Rachegott, der Blutopfer als Sühne verlangt und Beschneidung anordnet; der eine bestimmte Gruppe auserwählt (Kirche oder Synagoge) und dessen Verheißungen Nationalismus und Kolonialismus schüren.

In wissenschaftlich fundierten, aber leicht zugänglichen Auslegungen bestimmter Textpassagen hinterfragen wir diese karikierenden Vorstellungen jeden zweiten Donnerstag im Monat. Die Exeget*innen schneiden dabei die antijüdische Rezeptionsgeschichte kurz an, entwickeln aber vor allem neue, kreative und lebendige Verständnismöglichkeiten, in denen die Schrift in ihrer Tiefe und Mehrdimensionalität neu zur Geltung kommt. Die Vorträge sollen Lust machen, das Potenzial biblischer Texte neu zu entdecken und zu zeigen, wie sehr wir davon profitieren, wenn wir sie mit der jüdischen Tradition und nicht gegen sie lesen.

Dr. Ulrike Metternich arbeitet als promovierte Neutestamentlerin an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Erwachsenenbildung. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Heilungs- und Auferstehungsgeschichten, feministische Theologie und sozialgeschichtliche Exegese. Seit 2008 verantwortet sie als Projektstudienleiterin die Feministische befreiungstheologische Sommerakademie der Evangelischen Akademie zu Berlin.

Buchveröffentlichungen: Sie sagte ihm die ganze Wahrheit – Die Erzählung von der „Blutflüssigen“ – feministisch gedeutet, Mainz 2000;
Aufstehen und leben: Werkbuch für einen geschlechterbewussten Glaubenskurs, Berlin 2014.

Programm

Weitere Veranstaltungen in der Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen:

9. Juni 2022
Die Kreuzigungsgeschichte neu erzählen: Seligpreisung der Unfruchtbaren
Tania Oldenhage über Lukas 23,28-29

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Leitung

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

Dr. Ulrike Metternich

Projektstudienleitung "Feministische Bibelgespräche"

Telefon (030) 203 55 - 506 (Sekretariat Akademieleitung)

Prof. em. Katharina von Kellenbach, PhD

Projektreferentin für „Bildstörungen: Elemente einer antisemitismuskritischen pädagogischen und theologischen Praxis“ (2020 - 2024) [ausgeschieden]

Kooperation/Förderung

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