Erinnern – erzählen – weitergeben

Fachtagung

Erinnern – erzählen – weitergeben

Zeitzeugen in der Gedenkstättenarbeit

19. Ost-West-Europäisches Gedenkstättentreffen Kreisau

Tagungsnr.
22090
Von: 30.03.2022 18:00
Bis: 02.04.2022 12:00
Internationale Begegnungsstätte Kreisau / Polen
Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Holocaust, des Zweiten Weltkriegs und der kommunistischen Diktaturen werden nur noch eine begrenzte Zeit von ihrem Erleben erzählen können. Vor diesem Hintergrund sprechen wir über Erkenntnisgewinne, Grenzen und die Zukunft der Zeitzeugenarbeit.

Inhalt

Die Geschichte des 20. Jahrhunderts wird seit Jahrzehnten nicht mehr allein über politische Entscheidungen, einschneidende Kriegsentwicklungen oder „große historische Persönlichkeiten“ erzählt. Die Geschichtsvermittlung im Dialog mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ist gerade für ein breites Publikum attraktiv. Authentische Berichte von Überlebenden des Holocaust oder von Opfern der kommunistischen Diktaturen bewahren individuelles Erleben, transportieren Alltagserinnerungen und Emotionen. In der Gedenkstättenarbeit in Ost-und Westeuropa werden individuelle Erinnerungen dokumentiert und für die historisch-politische Bildung genutzt. Gerade dabei wird das Thema Zeitzeugenschaft oft auch kritisch hinterfragt. Besonders mit dem Blick darauf, dass die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs nur noch eine begrenzte Zeit erzählen können, wollen wir auch über das Ende der Zeitzeugenschaft sprechen. Die Gedenkorte für die Erinnerung der kommunistischen Diktaturen werden sich in der Zukunft ähnlichen Fragen stellen müssen. Daher wollen wir alle gemeinsam in einen Dialog bringen. Wir diskutieren mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Museen, Zeitzeugenprojekten und historischen Ausstellungen aus ganz Europa über Erkenntnisgewinne, Grenzen und die Zukunft der Zeitzeugenarbeit, über nationale Besonderheiten und grenzüberschreitende Gemeinsamkeiten im Umgang mit der Vergangenheit.

Das Ost-West-Europäische Gedenkstättentreffen in Krzyzowa/Kreisau richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Erinnerungsorten, Museen, Gedenkstätten, Bildungszentren, Menschenrechtsorganisationen oder Zeitzeugenprojekten. Anliegen des Gedenkstättentreffens ist das Kennenlernen sowie der Austausch von Wissen und Erfahrung. Wir laden dazu ein, die nationalen und regionalen Narrative und ihren Einfluss auf das jeweilige Verständnis von der Geschichte des 20. Jahrhunderts gemeinsam zu diskutieren. Wir hoffen, mit einem freien Meinungsaustausch über Wahrnehmungsmuster und Tendenzen unter den Teilnehmern aus unterschiedlichen Ländern einen Beitrag zum tieferen Verständnis und zur Versöhnung in Europa leisten zu können. Das Gedenkstättentreffen hat eine lange Tradition und wir freuen uns, dass wir auch weiterhin zum Diskurs über Wahrnehmung und Erinnerung sowie über die Darstellung von Geschichte und Vergangenheit in den Ländern Ost- und Westeuropas einladen können. Das Seminar ist stark praktisch orientiert und keine wissenschaftliche Konferenz. Wir legen Wert auf den informellen Austausch: offene Gespräche und Reflexionen charakterisieren die Gedenkstättentreffen in Kreisau.

Das Treffen wird simultan Deutsch, Englisch, Polnisch und Russisch gedolmetscht.

Programm

Mittwoch, 30. März 2022

bis 18:00 Uhr Ankunft und Anmeldung

18.00 Uhr Abendessen

19.00 Uhr Begrüßung und Einführung in das Gedenkstättentreffen durch die Veranstalter

19.30 Uhr Interaktive Vorstellung der Teilnehmer*innen (Turbo-Präsentationen I)

abends freie Zeit für Gespräche

Donnerstag, 31. März 2022

09.00 Uhr Interaktive Vorstellung der Teilnehmer*innen (Turbo-Präsentationen II)

09.45 Uhr Aktuelle Perspektiven der Arbeit mit Zeitzeugen. Zwei Blickwinkel
Einführung und Diskussion
Prof. Dr. Kaja Kazmierska, Universität Lódz, Polen
Prof. Dr. Martin Sabrow, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, Deutschland

11.45 Uhr Interaktive Vorstellung der Teilnehmer*innen (Turbo-Präsentationen III)

12.30 Uhr Mittagessen

13.30 Uhr Das Ende der Zeitzeugenschaft

Die Rolle der zweiten Generation Überlebender in der Erinnerungsarbeit
Gabrielle Perissi, Mémorial de l’internement et de la déportation – Camp de Royalieu, Compiegne, Frankreich


Dimensionen der Zeitzeugenschaft
Karen Jungblut, Shoa Foundation, USA/Deutschland

Living Library - Dialoge in Menschlichen Bibliotheken
Ilira Aliai, Deutschland/Albanien/Griechenland

15.30 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr Dokumentation der Zeitzeugenschaft in Archiven

Neue Bildungskampagne und das Projekt #EveryNameCounts
Sabine Moller, Arolsen Archives, Deutschland

Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts online
Marie Janoušková, Post Bellum, Tschechien

Eine Lernplattform zur historischen Bildung zur Zwangsarbeit
Dr. Natalia Timofeva, Universität Woronesch, Russland

18.00 Uhr Abendessen

abends freie Zeit für Gespräche

Für Interessierte: Führung über das Gelände der Stiftung Kreisau
Dominik Kretschmann

Freitag, 1. April 2022

09.00 Uhr Pädagogische Arbeit mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen

„Aber der Himmel – Grandios“. Die Erinnerung an Dalia Grinkeviciute
Vytene Muschik /F riederike Kenneweg, Litauen/Deutschland

Zeitzeugenprojekte in der „Zajezdnia“
Marek Szajda, Osrodek Pamiec i przyszlosc, Polen

Vermittlung von Zeitzeugen an Schulen: Das Zeitzeugenbüro
Katharina Hochmuth, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin

11.00 Uhr Kaffeepause

11.30 Kunst und Zeitzeugnisse

„Nieder mit Hitler!“ – Historische Vermittlung im Comic
Jochen Voit, Gedenkstätte Andreasstraße, Erfurt, Deutschland

Kunst als Form der Erinnerung an die Opfer
Maria Aixinte, Gedenkstätte Gefängnis Pite?ti, Rumänien

"Memory - Place - Presence" – Dokumentar-, Kunst- und Bildungsprojekte des"Grodzka Gate - NN Theatre Centre"
Joanna Zetar, Zentrum „Brama Grodzka – Teatr NN“, Lublin, Polen

13.30 Uhr Mittagessen

14.30 Uhr Exkursion

Samstag, 2. April 2022

9.00 Uhr Forum historisch-politische Bildung (Projektpräsentationen V)

Zeitzeugenprojekte zur Erinnerung an die sowjetischen Haftlager auf Solowezki-Inseln
Juri Brodski, Elektrostal, Russland

Zeitzeugenprojekte im Dreiländereck Deutschland–Polen–Tschechien
Patrick Weißig, Petra Zahradnícková, Netzwerkstatt Zeitgeschichte und Zivilgesellschaft – Hillersche Villa, Deutschland/Tschechien; Projekt ZWEI Sprachen - EINE Region

„Damit die Welt erfährt“- eine neue Dimension von Projekten mit Zeitzeug:innen (Tbc)
Dr. Andrea Genst, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Trans-Europäischer Austausch
Nicolas Moll, Memory Lab

11.00 Uhr Auswertung und Verabschiedung

12.00 Uhr Abfahrt des Busses nach Berlin

Teilen

Leitung

Dr. Jacqueline Boysen

Projektstudienleitung Ost-Westeuropäisches Gedenkstättentreffen Kreisau

Telefon (030) 203 55 - 506 (Sekretariat Akademieleitung)

Kooperation/Förderung

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