Zum Auftakt der Reihe spricht Navid Wali, Pädagoge in der Extremismusprävention in Frankfurt am Main, über antisemitische Narrative im islamistischen Milieu.
Antisemitismus ist kein importiertes Problem, sondern tief verwurzelt in unserer Gesellschaft – auch wenn er derzeit gerne pauschal auf „den“ Islam abgewälzt wird. Dennoch ist es wichtig, radikale muslimische Gruppierungen einzuordnen, wie sie nach dem Hamas-Überfall auf Israel zum Beispiel mit Demonstrationen in Nordrhein-Westfalen Aufsehen erregt haben.
Sind sie vor allem politisch motiviert oder stehen sie für eine fundamentalistische oder antisemitische Theologie, die die politische Situation nur instrumentalisiert? Welche sprachlichen und bildlichen Codes verwenden sie, und warum ist es wichtig, diese zu entschlüsseln, um extremistische, auch religiös begründete Haltungen klar zu benennen?
Navid Wali ist Pädagoge in der Extremismusprävention in Frankfurt am Main. In diesem Themenfeld engagiert er sich auch bei Instagram, wo er als @theplugnavid über Extremismus, Afghanistan, anti-islamischen Rassismus und über Missstände in der muslimischen Community aufklärt. Er ist im interreligiösen Dialog aktiv und leitete mehrere Jahre lang die islamische Hochschulgemeinde der Goethe-Universität Frankfurt.
Online-Veranstaltungsreihe Extreme Zeiten!
Extreme dominieren gerade die Debatten. Das zeigt sich nicht nur daran, wie die Geschehnisse im Nahen Osten direkt und indirekt Einfluss auf das gesellschaftliche Leben in Deutschland nehmen und Antisemitismus wie antimuslimischen Rassismus aufkochen lassen. Es wird auch an den besorgniserregend hohen Zustimmungswerten rechter Parteien vor den Landtagswahlen in mehreren Bundesländern deutlich. Durch diese extremen Zeiten fühlen sich nicht nur jüdische und muslimische Menschen gefährdet und unsicher, sondern auch viele andere, die die Demokratie bedroht sehen.
Die Fronten scheinen verhärtet. Hass und Ausgrenzung nehmen zu und die Lage wird immer unübersichtlicher. Wenn sich rechte Akteure an die Seite Israels stellen, ist das dann "echte" Solidarität? Sind antimuslimischer Rassismus und Antisemitismus überhaupt trennbar? Welches extremistische Potenzial kann von absolut verstandenen Religionen ausgehen? Warum ist der gesellschaftliche Antisemitismus alles andere als ein importiertes Problem?
Die unübersichtlichen, verzerrten und die Debatten verwischenden Narrative, Komplexitätsreduktionen und Strategien sollen im Rahmen dieser Reihe näher untersucht werden. Damit wollen wir dazu beitragen, öffentliche Stimmen klarer einzuordnen, den kritischen Blick zu schärfen und antisemitischen, antiislamischen und antidemokratischen Tendenzen differenziert entgegenzutreten. Dabei gilt es, die Problembereiche der monotheistischen Religionen ebenso zu benennen wie die Bedrohungen, die ihren Mitgliedern gegenwärtig entgegenschlagen. Indem wir uns kritisch mit den Beständen der Religionen auseinandersetzen und problematische Stränge identifizieren, wollen wir der Instrumentalisierung und Pervertierung von Religion ebenso gegenarbeiten wie den kursierenden Religionsfeindlichkeiten.
Veranstalter der Reihe Extreme Zeiten! ist das interreligiöse Netzwerk Grenzgänge. Neben der Evangelischen Akademie zu Berlin gehören ihm die Alhambra Gesellschaft e.V., das Deutsche Muslimische Zentrum Berlin e.V., der Evangelische Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg, das Berliner Missionswerk sowie die Apostel-Paulus-Kirchengemeinde Schöneberg an.
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