Viele Denkmäler, Gedenkzeichen und -stätten in Europa erinnern an die Opfer des rassistischen Angriffs- und Vernichtungskriegs der Nationalsozialisten, an den Holocaust und die Besatzung durch die deutsche Wehrmacht. Weitere Gedenkzeichen sind der sowjetischen Besatzung gewidmet, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die NS-Gewaltherrschaft in Ost- und Mitteleuropa ablöste. Vielerorts wurden Kriegerdenkmäler errichtet, die die sowjetische und stalinistische Geschichte heroisierten. Nach Gründung der kommunistischen Sowjet- und Volksrepubliken wurde auch die eigene Vergangenheit in Denkmälern und Erinnerungszeichen glorifiziert.
Erst nach dem Zerfall der kommunistischen Diktaturen und mit der Einrichtung demokratischer Strukturen setzte allmählich eine kritische Auseinandersetzung mit der sowjetischen Gewaltgeschichte ein. Der Opfer stalinistischer Gewalt wird inzwischen an zahlreichen Erinnerungsorten und Denkmälern gedacht. Es begann auch eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Opfern der Shoah, sowie die Erinnerung an andere Opfer nationalsozialistischer Gräueltaten, die wiederum zu einer Differenzierung der Erinnerungskultur beigetragen hat.
Seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine werden Denkmäler, die an die Opfer stalinistischer Gewalt erinnern, wieder getilgt.
Die Tagung fragt gezielt nach den Debatten, die mit der Errichtung von Denkmälern einhergehen. Wie werden Diktaturerfahrungen ausgedrückt und inwiefern werden Nationalsozialismus und Kommunismus dabei voneinander unterschieden oder gemeinsam erinnert? Was änderte sich nach den Zäsuren 1945 oder 1989? Wie wird mit dem Thema Opferkonkurrenz umgegangen? Welche Rolle spielen die Aufarbeitung von Verbrechenskomplexen und Transitional Justice bei der Einrichtung von Gedenkorten? Welche Trends sind bei Gedenkzeichen zu erkennen, die sich vermeintlichen Helden widmen? Welche Rolle spielt das Thema Geschlechtergeschichte damals und heute? Und welchem Wandel unterliegt die Formensprache von Gedenkzeichen? Schließlich fragt die Tagung auch danach, was Gedenkzeichen und Erinnerungsorte für die demokratische Erinnerungskultur leisten können und welche Voraussetzungen sie dafür benötigen.
Die 21.Gedenkstättenkonferenz in Kreisau richtet sich an Mitarbeitende von Museen und Gedenkstätten in Europa und der Welt. Sie dient dem Austausch von Expert*innen und Multiplikator*innen, fördert die Vernetzung der Institutionen und Einrichtungen und hat das Ziel, die Zusammenarbeit zu stärken und der kritisch-reflexiven Auseinandersetzung mit demokratischer Erinnerungskultur Raum zu geben.
Programm
Mittwoch, 3. April
Bustransfer von Berlin, Ankunftstag
17:00 Uhr geführte Besichtigung des Geländes
18:30 Uhr Abendessen
19:30 Uhr Get-together
Donnerstag, 4. April
9:00 Uhr Keynote – Kristiane Janeke, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam
Paweł Machcewicz, Institut für Politikwissenschaften PAN, Warschau
10:00 Uhr Panel I Denkmäler und Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Europa
Aleksandr Dalhouski, Geschichtswerkstatt Minsk, Belarus
Konrad Mücke, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Berlin
Almudena Cruz Yábar, Universidad Complutense de Madrid
Phillipe Hansch, Centre Mondial de la Paix, Verdun
Tomasz Skonieczny; Krzyzowa
11:30 Uhr Mittagspause
12:30 Uhr Panel II Denkmäler zur Erinnerung an Besatzung und Tyrannei in Europa
Chantal Kesteloot, CegeSoma/Archives de l’Etat, Bruxelles
Anna Margvelashvili, Soviet Past Research Laboratory, Tbilissi
Karol Mazur, Museum des Warschauer Aufstands, Warschau
Aleksandar Jakir, Universität Split
Agnieszka Wierzcholska /Robert Parzer, Deutsch-Polnisches Haus, Berlin
14:00 Uhr Kaffeepause
14:30 Uhr Panel III Erinnerung in Gedenkstätten ehemaliger Lager, Haftanstalten und Orte der Repression
Tomasz Oleksy-Zborowski, Gedenkstätte Majdanek / Sobibor
Julia Landau, Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald, Weimar
Ljiljana Radonic, Universität Wien
Anke Giesen, Memorial International
Bozhena Kozakevych, Europauniversität Viadrina, Frankfurt Oder
16:00 Uhr Kaffeepause
16:30 Uhr Workshops/Gruppendiskussion und Präsentation
Umstrittene Denkmäler im öffentlichen Raum
18:00 Uhr Abendessen
Freitag, 5. April
9:00 Uhr Panel IV Umgang mit der Erinnerungskultur in der Indo-Pazifik-Region
N.N. Taiwan
N.N. China
N.N. Japan
N.N. Mongolei
11:00 – 17:00 Uhr Exkursion
Gedenkstätte Groß-Rosen
Samstag, 6. April
9:00 Uhr Panel V Räume der Erinnerung: Quo vadis - europäische Erinnerungskultur?
Momchil Metodiev, Sofia Platform Foundation, Belene
Libera Picchianti, Haus der Europäischen Geschichte, Brüssel
Łukasz Kamiński, Institut für Nationales Gedenken
Mihail Borovik, Stiftung Sächsische Gedenkstätten
11:30 Uhr Abreise
(Bustransfer nach Berlin)
Anmeldung
Bitte melden Sie sich bis zum 3. März bei der Bundesstiftung Aufarbeitung an, der Anmeldebutton zu Beginn der Website leitet Sie auf die entsprechende Seite weiter.