Die Anmeldung für eine Präsenzteilnahme ist geschlossen. Die Veranstaltung ist ausgebucht. Über den folgenden Link wird die Veranstaltung live gestreamt: https://eu01web.zoom.us/j/65575691705
„We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.”
Mit ihrem Gottesbezug findet die Unabhängigkeitserklärung der USA ein explizit religiöses Vokabular für die Begründung von Menschenrechten, das sich heute etwa über die „Sakralität der Person“ (Hans Joas) vermitteln lässt. Doch das erweist sich nicht nur als fragil, sondern auch religionspolitisch als höchst brisant. Religiös unterlegte Konflikte greifen in die globalen Aushandlungen von politisch umsetzbaren Menschenrechtsidealen ein. Wie lässt sich – exemplarisch – angesichts des antisemitischen Hamas-Terrors oder des durch den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill legitimierten Ukrainekriegs das Verhältnis von Religion und Menschenrechten fassen?
Auf dem Spiel steht nicht weniger als der universale Geltungsanspruch der von den US-amerikanischen Gründervätern proklamierten „selbstverständlichen Wahrheiten“. Welche Vorstellungen von unbedingter Würde, Autorität und Gerechtigkeit gehen daraus hervor? Inwiefern spiegeln sie sich insbesondere in moralphilosophischen Autonomie-Konzepten nach Immanuel Kant, an dessen 300. Geburtstag dieses Jahr erinnert wird?
Zugleich führt die Unabhängigkeitserklärung ihre „Wahrheiten“ auf menschliche Autorschaft zurück („We hold“). Werden die universalistischen Menschenrechte dadurch nicht in einer relativistischen Pointe als politisches Projekt vor Augen geführt – als Konstruktion mit kulturell beschränkter Haftung? Plausibel scheint jedenfalls, dass abstrakte Rechte stets in konkreten Kontexten verwirklicht werden müssen. Zwar gelten Menschenrechte auch in Russland, China oder Iran, faktischen Schutz erfahren sie aber nur in Demokratien.
Zwischen überzeitlicher Behauptung und historischer Entwicklung, religiöser Fundierung und säkularer Eigenständigkeit bewegen sich Menschenrechte im Dreieck von Politik, Moral und Recht sowie weltbildbestimmten basic beliefs. Welche Konfliktlinien ergeben sich aus diesen Perspektivenunterscheidungen? Entspringt die normative Kraft der Menschenrechte gerade aus ihrer Unschärfe? Und welche gesellschaftlichen Lernprozesse lassen sich aus der Erfahrung ihrer Verletzung im Zuge der gegenwärtigen Gewalteskalationen anregen?
Darüber diskutieren der Philosoph Prof. Dr. Omri Boehm (New School for Social Research, New York) und der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Christoph Möllers (Humboldt-Universität zu Berlin). Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Gregor Maria Hoff (Paris Lodron Universität Salzburg). Die Veranstaltung findet in deutscher und englischer Sprache statt.
Die Veranstaltung ist Teil des Programms „Kohäsion durch Konflikt“ des Netzwerks Religion und Demokratie. Weitere Informationen finden sich hier.
Französische Friedrichstadtkirche
Gendarmenmarkt 5
10117 Berlin