Mit der offenen Hinwendung zur "harten Macht" durchbricht Brüssel die Kontinuität zwischen der gegenwärtigen Rhetorik der EU und ihrer Gründungserzählung als anti-geopolitisches Friedensprojekt. Doch was wie ein Bruch mit der Vergangenheit aussieht, ist in Wirklichkeit eine Wiedervereinigung mit der Vergangenheit. Professor Peo Hansen von der Linköping University mit uns darüber sprechen.
Die aktuelle Debatte ist also nicht neu, sondern erinnert an frühere Forderungen nach einer Geopolitik der europäischen Einheit, die schon in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg einsetzten. Das heutige geopolitische Bekenntnis folgt somit den Fußstapfen der EU-Gründer. Nur wenige zeitgenössische Wissenschaftler und Politikerinnen wissen, dass die EU bei ihrer Gründung im Jahr 1957 ein riesiges imperiales Gemeinwesen darstellte, das die afrikanischen Kolonien Frankreichs und Belgiens annektierte und das französische Algerien vollständig integrierte.
Die Gründer betonten die enorme außereuropäische Reichweite und den "natürlichen" Einflussbereich der Gemeinschaft, der als "Eurafrika" bezeichnet wurde. Indem er Gegenwart und Vergangenheit in einen Dialog bringt, erklärt der Vortrag, warum die Hinwendung der EU zur Geopolitik – ihr Versuch, die schwindende globale Macht Europas aufzuhalten – in einem sehr langen zwanzigsten Jahrhundert steckenbleibt.
Der Vortrag findet auf Englisch statt und kann online unter diesem Link verfolgt werden.