Jesus ist nicht „der Christus“

Vortrag

Jesus ist nicht „der Christus“

Klaus Wengst zur Übersetzung und Veränderung eines jüdischen Begriffs

Antisemitismuskritische Bibelauslegungen

Tagungsnr.
24095
Von: 13.06.2024 19:00
Bis: 13.06.2024 20:30
Online

Das griechische Wort christós bezeichnet Jesus im Neuen Testament – ins Deutsche übersetzt wird es aber grundsätzlich nicht. Warum ist das so? Es ist doch die griechische Übersetzung eines hebräischen Wortes, das die Bedeutung „gesalbt“ oder „Gesalbter“ hat, und in biblisch-jüdischer Tradition den königlichen Gesalbten, den Messias bezeichnet. Unsere Übersetzungen geben stattdessen eine latinisierte Transkription als „Christus“ wieder, die wahlweise als Nachname oder als bedeutungsschwangerer, aber vage bleibender Titel verstanden wird. Klaus Wengst macht deutlich, dass der Messias Jesus des Neuen Testaments auf diese Weise entjudaisiert und entpolitisiert wird. In seinem Vortrag erklärt er, wie die Bezeichnung „der Christus“ in ihrem jüdischen Kontext zu verstehen ist.

Inhalt

In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen stellen renommierte sowie junge Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten. Klischeehafte christliche Vorstellungen wirken oft bildhaft im säkularisierten Antisemitismus weiter: der alttestamentarische Gesetzesglauben; der Rachegott, der Blutopfer als Sühne verlangt und Beschneidung anordnet; der eine bestimmte Gruppe auserwählt (Kirche oder Synagoge) und dessen Verheißungen Nationalismus und Kolonialismus schüren.

In wissenschaftlich fundierten, aber leicht zugänglichen Auslegungen bestimmter Textpassagen hinterfragen wir diese karikierenden Vorstellungen jeden zweiten Donnerstag im Monat. Die Exeget*innen schneiden dabei die antijüdische Rezeptionsgeschichte kurz an, entwickeln aber vor allem neue, kreative und lebendige Verständnismöglichkeiten, in denen die Schrift in ihrer Tiefe und Mehrdimensionalität neu zur Geltung kommt. Die Vorträge sollen Lust machen, das Potenzial biblischer Texte neu zu entdecken und zu zeigen, wie sehr wir davon profitieren, wenn wir sie mit der jüdischen Tradition und nicht gegen sie lesen.

 

Klaus Wengst ist Professor emeritus für Neues Testament an der Universität Bochum, langjähriges Mitglied der AG Juden und Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag und Autor vieler Bücher, u.a. „Mirjams Sohn—Gottes Gesalbter“ (2016).

Programm

Einlass ist ab 18.30 Uhr.

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Leitung

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

Prof. em. Katharina von Kellenbach, PhD

Projektreferentin für „Bildstörungen: Elemente einer antisemitismuskritischen pädagogischen und theologischen Praxis“ (2020 - 2024) [ausgeschieden]

Dr. Ulrike Metternich

Projektstudienleitung "Feministische Bibelgespräche"

Telefon (030) 203 55 - 506 (Sekretariat Akademieleitung)

Organisation

Eichhorst, Anne

Anne Eichhorst

Projektsachbearbeitung „DisKursLab“, Assistenz des Antisemitismusbeauftragten der EKD Dr. Staffa

Telefon (030) 203 55 - 407

Antisemitismuskritische Bibelauslegungen

Wie lassen sich die Klischees aufbrechen, mit denen biblische Texte und Motive aufgrund ihrer langen antijüdischen Auslegungsgeschichte behaftet sind? Vorstellungen wie die vom „heuchlerischen“ Pharisäer, einem „Erwählungsdünkel“ Israels, einer „Verschwörung“ jüdischer Eliten oder von …

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