Im Spannungsfeld von Leben und Tod

Geschlossenes Fachgespräch

Im Spannungsfeld von Leben und Tod

Ethisch-theologische Perspektiven auf die Organspende

Tagungsnr.
24190
Von: 15.10.2024 19:00
Bis: 15.10.2024 21:30
Haus der EKD

© Akarawut / Adobe Stock

In Deutschland ist die Debatte über die sogenannte Widerspruchslösung bei der Organspende neu entbrannt. Für eine solche Lösung wird ins Feld geführt, dass auf diese Weise mehr Organe verfügbar wären, denn der Bedarf ist deutlich höher als das Angebot. Dagegen steht das Argument, eine so tiefgreifende Entscheidung dürfe nur freiwillig und bewusst getroffen werden. Das Fachgespräch setzt Impulse für einen ethisch angemessenen Umgang mit Menschen an der Grenze zwischen Leben und Tod und soll Wege aufzeigen, wie noch umfassender und differenzierter über Organspende informiert werden kann.

Inhalt

Ein vom Bundesrat vorgelegter Gesetzentwurf sieht vor, dass alle in Deutschland mit Hauptwohnsitz gemeldeten Personen nach ihrem Tod automatisch für Organspenden herangezogen werden könnten – es sei denn, sie dokumentieren ihren Widerspruch zuvor ausdrücklich. Gegner dieser „Widerspruchslösung“ betonen, dass Schweigen in diesem Zusammenhang nicht als Zustimmung missverstanden werden darf – zumal wenn die Aufklärung dürftig sei. Zudem sei nicht ausgemacht, dass die Widerspruchslösung tatsächlich auch zu mehr verfügbaren Organen führe.

Das Thema berührt ethische, rechtliche und auch seelsorgliche Fragen an der Grenze von Leben und Tod: Ist der Hirntod ein ausreichend begründetes Kriterium für die Todesdefinition? Wie beeinflusst eine Organspende den Sterbeprozess? In welchem Umfang ist es ethisch vertretbar, wenn eine Therapie bei potenziellen Spendenden ausgeweitet wird, damit Organe erhalten werden? Wie kann abgewogen werden zwischen einer solchen organprotektiver Therapie und dem Zulassen – und der würdevollen Begleitung – des Sterbens? Wie können widersprüchliche Willensäußerungen vermieden werden, etwa zwischen Organspendeausweis und Patientenverfügung? Wie kann sichergestellt werden, dass eine umfassende Aufklärung aller potenziell Spendenden erfolgt? Wie können Angehörige einfühlsam unterstützt werden, die sich von einem Körper verabschieden, der auf sie nicht tot wirkt – und wie kann dies im angespannten Klinikalltag würdewahrend umgesetzt werden?

Diesen und anderen kritischen Anfragen stehen die existentiellen Interessen derjenigen gegenüber, die zum Überleben auf ein Spenderorgan angewiesen sind. Für sie ist die Organspende oft die letzte Hoffnung.

Das Thema Organspende ist vielschichtig und betrifft grundlegende Werte. Wer sich für eine Organspende entscheidet, muss sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen und die Auswirkungen einer Spende für sich selbst und die An- und Zugehörigen verstehen. Das Fachgespräch beleuchtet dieses komplexe Thema aus ethisch-theologischer, medizinischer und politischer Perspektive. Es wird von der Evangelischen Akademie zu Berlin gemeinsam mit der Bevollmächtigten des Rates der EKD. Es soll einen vertraulichen Rahmen für einen Austausch der Positionen bieten.

Programm

19.00 Uhr Ankommen
Möglichkeit zum informellen Austausch mit Getränken und Snacks

19.30 Uhr Begrüßung
Prälatin Dr. Anne Gidion, Bevollmächtigte des Rates der EKD

19.45 Uhr Widerspruchslösung? Theologisch-ethische Überlegungen
Dr. Hendrik Meyer-Magister, stellvertretender Direktor, Ev. Akademie Tutzing
Dr. Eske Wollrad, Geschäftsführerin, Evangelisches Zentrum Frauen und Männer gGmbH

20.30 Uhr kurze Pause

20.45 Uhr Organspende im Spannungsfeld von Leben und Tod – Perspektiven aus der Praxis
Florian-Sebastian Ehlert, Pastor, Leiter der Arbeitsstelle Ethik im Gesundheitswesen im Kirchenkreisverband Hamburg, Trainer für Ethikberatung im Gesundheitswesen K3, Pastoralpsychologe
Prof. Dr. Arzu Oezcelik, Leitung Viszerale Transplantation, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Essen

21.15 Uhr Diskussion mit Referierenden und Teilnehmenden

21.50 Uhr Ausblick und Abschluss
Dr. Friederike Krippner, Direktorin, Evangelische Akademie zu Berlin

Ende gegen 22 Uhr

Moderation:
Simone Ehm, Studienleiterin Ethik in den Naturwissenschaften, Ev. Akademie zu Berlin
Dr. Patrick Schnabel, Referent bei der Bevollmächtigten des Rates der EKD

Ort und Anreise

Haus der EKD
Charlottenstraße 53/54
10117 Berlin

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Leitung

Krippner, Friederike 2020

Dr. Friederike Krippner

Akademiedirektorin

Telefon (030) 203 55 - 505

Simone Ehm

Studienleiterin für Ethik in den Naturwissenschaften

Telefon (030) 203 55 - 502

Organisation

Dörthe Hoffmann

Sekretariat Akademieleitung

Telefon (030) 203 55 - 506

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