Religion wurde in öffentlichen Debatten und als gesellschaftlich wirksamer Faktor lange ausgeblendet – so auch bei der Auseinandersetzung mit dem Rechtspopulismus. Dass sich Christentum und Rechtspopulismus aber mehr und mehr überschneiden, zeigt nicht nur der Blick auf die USA und die Unterstützer Donald Trumps. Auch in Deutschland lässt sich diese Verquickung erkennen, beispielsweise in den theologischen Deutungsangeboten der Neuen Rechten. Neben dem Gebrauch von Terminologien wie jener des „christlichen Abendlandes“ tragen auch Vereinnahmungen christlicher Protagonisten wie Dietrich Bonhoeffers dazu bei, dass Religion in neurechten Debatten eine zunehmende Rolle spielt.
Inwiefern bietet das Christentum Anknüpfungspunkte für rechtes, "völkisches" Denken und antidemokratisches Potential? Vor welchen Aufgaben steht die (protestantische) Kirche? Wie kann man sich den Vereinnahmungen von rechts entgegenstellen?
Arnd Henze ist Theologe und Redakteur beim WDR in Köln. Zuvor war er sieben Jahre lang Korrespondent im ARD-Hauptstadtstudio, wo er sich schwerpunktmäßig Themen der Außenpolitik widmete. Er beschäftigt sich seit langem intensiv mit dem Verhältnis von Christentum und Rechtspopulismus und nimmt dabei Entwicklungen in den USA wie auch in Deutschland in den Blick. 2019 veröffentlichte er zu diesem Themenfeld das Buch "Kann Kirche Demokratie? Wir Protestanten im Stresstest". Henze ist berufenes Mitglied der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland.