Wodurch kann Reinheit nach jüdischer Vorstellung verloren gehen – und wie kann sie wiederhergestellt werden? Warum ist es im jüdischen Glauben wichtig, für die Begegnung mit Gott „rein“ zu sein – und warum ist dies im Christentum weithin unwesentlich geworden? Anhand von Texten aus dem Neuen Testament wird sich der Theologe Jens Schröter dem Thema „Reinheit und Unreinheit“ nähern. Besonders soll darum gehen, antijüdische Stereotype aufzudecken und zu überwinden.
In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen stellen renommierte sowie junge Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten. Klischeehafte christliche Vorstellungen wirken oft bildhaft im säkularisierten Antisemitismus weiter: der alttestamentarische Gesetzesglauben; der Rachegott, der Blutopfer als Sühne verlangt und Beschneidung anordnet; der eine bestimmte Gruppe auserwählt (Kirche oder Synagoge) und dessen Verheißungen Nationalismus und Kolonialismus schüren.
In wissenschaftlich fundierten, aber leicht zugänglichen Auslegungen bestimmter Textpassagen hinterfragen wir diese karikierenden Vorstellungen jeden zweiten Donnerstag im Monat. Die Exeget*innen schneiden dabei die antijüdische Rezeptionsgeschichte kurz an, entwickeln aber vor allem neue, kreative und lebendige Verständnismöglichkeiten, in denen die Schrift in ihrer Tiefe und Mehrdimensionalität neu zur Geltung kommt. Die Vorträge sollen Lust machen, das Potenzial biblischer Texte neu zu entdecken und zu zeigen, wie sehr wir davon profitieren, wenn wir sie mit der jüdischen Tradition und nicht gegen sie lesen.
Prof. Dr. Jens Schröter ist Professor für Exegese und Theologie des Neuen Testaments sowie die antiken christlichen Apokryphen an der Humboldt Universität zu Berlin.
Einlass ist ab 18.30 Uhr.