Christus – Messias - Gesalbter
Klaus Wengst über Übersetzungsentscheidungen
Jesus Christus ist kein „Doppelname“, sondern die griechische Transkription christós für das aramäische Wort meschichá, das dem hebräischen maschíach entspricht. In seinem Vortrag zeigt Klaus Wengst, wie sich die Bedeutung veränderte, weil christós nicht als „gesalbt“ oder „Gesalbter“ übersetzt, sondern als „Jesus Christus“ ins Lateinische oder Deutsche übernommen wurde: Als Gesalbter agiert Jesus politisch für sein Volk Israel (und wird dafür gekreuzigt), aber mit der Übernahme des latinisierten griechischen Begriffes wurde Jesus zu einem Gottgesandten mit einer universalen auf die Welt ausgerichtete Mission. Damit wird Jesus entjudaisiert und entpolitisiert, sagte Wengst in seinem Vortrag „Jesus ist nicht ‚der Christus‘“.
In unserer Reihe Antisemitismuskritische Bibelauslegungen stellen wechselnde Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten.
Klaus Wengst ist Professor emeritus für Neues Testament an der Universität Bochum, langjähriges Mitglied der AG Juden und Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag und Autor vieler Bücher, u.a. „Mirjams Sohn—Gottes Gesalbter“ (2016).
Erschienen am 18.06.2024
Aktualisiert am 28.06.2024