Das Liebesgebot der Thora
Angelika Strotmann über Nächstenliebe, Feindesliebe und Fremdenliebe
Das Nächstenliebe-Gebot ist keine christliche „Erfindung“ sondern stammt aus Leviticus 19,18, dem dritten Buch Mose, der Thora. In dieser Folge der antisemitismuskritischen Bibelauslegungen führt Angelika Strotmann durch das 19. Kapitels des Buches Leviticus, der Grundlage des Feindesliebegebot in der Bergpredigt des Matthäusevangeliums. Schon dort sind Gottesliebe und Nächstenliebe ausdrücklich miteinander verbunden, und im „Nächsten“ sind die Fremden und die Feinde mit eingeschlossen: Wer die Mitmenschen nicht achtet, kann auch Gott nicht lieben. Damit erneuert der Jude Jesus diese zentrale Botschaft der Thora für seine Nachfolger. Er etabliert hier weder eine Antithese oder Widerspruch zur Thora, noch will er hier seine (d.h. christliche) Überlegenheit demonstrieren.
In unserer Reihe Antisemitismuskritische Bibelauslegungen stellen wechselnde Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten.
Prof. em. Dr. Angelika Strotmann ist Professorin für Neues Testament am Institut für katholische Theologie der Universität Paderborn. Sie ist Vorstandsmitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Vorsitzende der Europäischen Gesellschaft für Frauen in theologischer Forschung und Mitübersetzerin der Bibel in gerechter Sprache.
Erschienen am 10.11.2022
Aktualisiert am 12.07.2023