Der alte und der neue Bund
Karin Finsterbusch zur Enterbungstheologie
Die Zusage eines neuen Bundes macht der Prophet Jeremia inmitten der katastrophalen Verschleppung Israels in das babylonische Exil. Dieses Motiv wird im Lukasevangelium im so genannten „Kelchwort“ aufgenommen („Dieser Kelch ist der neue Bund“, Lk 22,20). Im Hebräerbrief wird er verschärft durch Einführung eines Gegensatzes des „neuen“ zu einem „ersten Bund“, der „veraltet“ und dem „Verschwinden nahe“ sein soll (Hebr 8,13). In ihrem Vortrag problematisiert Karin Finsterbusch diese Auslegung, mit der Jesus Christus sowohl zum Priester als auch zum Sühneopfer gemacht wird, indem die Weisungen der Torah abgeändert werden. Damit verliert das „Alte Testament“ gegenüber dem „Neuen Testament“ die Geltung, und das „Neue Israel“ enterbt das „alte Israel“, das nur noch als blinder Schatten weiter existieren darf.
in unserer Reihe Antisemitismuskritische Bibelauslegungen stellen wechselnde Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten.
Prof. Dr. Karin Finsterbusch studierte Judaistik und evangelische Theologie. Seit 2004 ist sie Professorin für Altes Testament an der Universität Koblenz-Landau, die 2023 zur Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau wurde.
Erschienen am 24.05.2024
Aktualisiert am 24.05.2024