Die Verbindung von Volk, Land und Gott
Martin Vahrenhorst über Josua 24
Die politischen Konflikte unter den Menschen in Israel und Palästina machen die enge biblische Verbindung von Volk, Land und Gott heute für viele Christinnen und Christen problematisch. Aber diese Verbindung ist in den biblischen Schriften des Alten und des Neuen(!) Testaments nicht zu leugnen, und sie ist von zentraler theologischer Bedeutung. In Josua 24, so argumentiert Martin Vahrenhorst, wird der gesamte narrative Bogen der fünf Bücher Mose rekapituliert, um zu überzeugen, dass nur dieser EINE Gott wirklich heilig ist und mächtiger als alle anderen Götter der mächtigeren Nachbarn: Josua 24 beginnt mit Abraham, der aufgefordert wurde, seinen Vater und sein Ursprungsland sowie dessen Götter zu verlassen. Berichtet wird dann über seine Nachkommen, die nach Ägypten ziehen mussten und dort versklavt wurden; es wird erzählt, wie sie auf wundersame Weise befreit wurden, und dann durch die Wüste wanderten, bevor sie durch göttliche Interventionen die ansässigen Völker überwältigten, und nun essen „von Weinbergen und Ölbäumen, die ihr nicht gepflanzt habt“ (Jos 24,13). Diese geschichtlichen Wunder und Zeichen sind Unterpfand und Garant der Macht eines Gottes, der sich an die Seite von Entrechteten und Besitzlosen stellt.
In unserer Reihe Antisemitismuskritische Bibelauslegungen stellen wechselnde Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten.
PD Dr. Martin Vahrenhorst ist Schulreferent des Kirchenkreises An der Saar und Lehrbeauftragter an der Universität des Saarlands. Lange Jahre war er Studienleiter bei Studium in Israel e.V., einem Programm zur Förderung des christlich-jüdischen Dialogs in Jerusalem.
Erschienen am 09.02.2023
Aktualisiert am 12.07.2023