Die Verheißungen sind erfüllt
Cordula Heupts diskutierte Bedeutungsmöglichkeiten im Matthäusevangelium
Was meint Matthäus, wenn er mehrfach wiederholt, dass sich in Geburt und Kindheit Jesu die Verheißungen der Propheten erfüllen? Lange Zeit haben christliche Interpreten die Erfüllungsworte so verstanden, als seien die Verheißungen des Alten Testaments in Christus voll verwirklicht und damit abgegolten worden. Mit dieser Lesart werden diejenigen, die das nicht anerkennen wollen (also die Juden), zu Ungläubigen erklärt, die ihre eigenen Schriften nicht verstehen. Dabei, so machte Cordula Heupts in ihrem Vortrag deutlich, kann das Wort „erfüllen“ auch „aufrichten“ bedeuten. Tatsächlich möchte Matthäus zeigen, dass das Leben und Wirken Jesu den Verheißungen entsprechen und in ihm das Treueversprechen Gottes bekräftigt und bestätigt wird. Denn nach Matthäus ist Jesus ausdrücklich nicht gekommen ist, um das Gesetz und die Worte der Propheten aufzuheben (Mt 5,17-20).
In unserer Reihe Antisemitismuskritische Bibelauslegungen stellen wechselnde Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten.
Dr. Cordula Heupts ist katholische Theologin und Musikerin. Sie arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Verbundprojekt des International Center for Comparative Theology and Social Issues (CTSI) der Universität Bonn mit dem Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (ZeKK) der Universität Paderborn zum Transfer der Komparativen Theologie in die Gesellschaft.
Erschienen am 15.10.2024
Aktualisiert am 15.10.2024