Von der Wurzel getragen
Katharina von Kellenbach zum Bild des edlen Olivenbaumes
Der Verweis auf die jüdischen Wurzeln der christlichen Kirche ist meist gut gemeint. Besonders in Schulbüchern tauchen Stammbäume auf, in denen das Judentum in die Vergangenheit und unter die Erde verbannt wird. Solche Baumbilder bestätigen die klassische Enterbungstheologie, nach der das „Alte“ ganz im „Neuen“ aufgeht, während die dynamische Eigenständigkeit der rabbinischen Auslegungstraditionen unsichtbar bleibt.
In diesem Vortrag liest Katharina von Kellenbach Römer 11 im Kontext der Kulturtechnik des Pfropfens neu: Was passiert eigentlich, wenn ein Zweig auf einen Baum gepfropft wird? Und was wollte Paulus sagen, als er von wilden Zweigen sprach, die auf einen edlen Olivenbaum aufgesetzt werden? Von Kellenbach sucht mit Paulus nach neuen Beziehungsbildern, die Diversität und Pluralismus feiern.
In unserer Reihe Antisemitismuskritische Bibelauslegungen stellen wechselnde Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten.
Prof. em. Dr. Katharina von Kellenbach ist Referentin des Projektes Bildstörungen an der Evangelischen Akademie zu Berlin sowie Visiting Fellow in Christian-Jewish Relations am Boston College und Professor Emerita für Religionswissenschaften am St. Mary's College of Maryland.
Erschienen am 13.07.2023
Aktualisiert am 30.08.2023