Wunderbare Musik – vergiftete Botschaft

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Wunderbare Musik – vergiftete Botschaft

Axel Töllner zur Ambivalenz der Johannes-Passion

Die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach zitiert ausschließlich Worte aus dem Evangelium. Kann das antijüdisch sein? Ja, meint Axel Töllner. In der Auswahl, in der musikalischen Inszenierung verschärft sich der dramatische Effekt der bösen, dunklen Macht „der Juden“.

Axel Töllner, der Beauftragte der Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) für christlich–jüdischen Dialog, betonte in seinem Vortrag „Wunderbare Musik – vergiftete Botschaft“, dass das Meisterwerk von Bach trotzdem weiterhin aufgeführt werden soll. Denn diese Musik sei ein Stück lebendiger Frömmigkeit des 18. Jahrhunderts. „Seit 300 Jahren vermittelt sie eine tiefe und menschliche Botschaft, die gültig bleibt.“ Gleichwohl habe das Werk zeitbezogene und kontextabhängige Seiten, „die auf ein antijüdisches Grundproblem in der christlichen Lehre verweisen“. Auf diese Problematik müsse in heutigen Vorführungen hingewiesen werden.

Anders als die ersten Hörerinnen und Hörer der Evangelien und der Bach-Passionen, so der Theologe, leben wir nach der Schoah, deren „mörderischer Antisemitismus“ auf dem Fundament christlicher Judenfeindschaft ruhe. „Diese schmerzliche Einsicht verändert den Blick auf die Evangelien und auf ihre Vertonungen.“ Deshalb brauchen wir heute entsprechende Einführungen im Programmheft, begleitende Vorträge, Bezüge in Gottesdienstreihen oder Ähnliches, um die jeweilige Aufführung entsprechend zu kontextualisieren. „Was ich mir nicht vorstellen kann: Eine Erarbeitung und Aufführung, bei der an keiner Stelle die Problematik der Textvorlage und ihre musikalische Dramatisierung thematisiert wird.“

In unserer Reihe Antisemitismuskritische Bibelauslegungen stellen wechselnde Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten.

Dr. Axel Töllner ist Beauftragter der Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) für christlich–jüdischen Dialog und arbeitet am Institut für Christlich-Jüdische Studien und Beziehungen an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau.

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2025 13 Feb

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