Widerstand im Kreisauer Kreis
Drei größere Treffen waren es, die Mitglieder des Kreisauer Kreises 1942 und 1943 dort zusammenführten, jeweils über Pfingsten und einmal im Oktober 1942. Über einhundert Mal trafen sich die Widerständler um Helmuth James von Moltke und Peter Yorck von Wartenburg an anderen Orten, überwiegend in Privatwohnungen in Berlin. Aber während diese Arbeitstreffen in Berlin in kleinem und kleinstem Kreise stattfanden, kamen in Kreisau jeweils über zehn Mitglieder der Gruppe zusammen, um über die politisch-gesellschaftliche Neuordnung Deutschlands nach dem erwarteten Zusammenbruch des Nationalsozialismus zu beraten. Der thematische Schwerpunkt des ersten Treffens lag auf dem Verhältnis von Staat und Kirche sowie der Bildung, während der zweiten Zusammenkunft wurden vorrangig Fragen des Staatsaufbaus und der Wirtschaftsordnung erörtert, während sich das letzte Treffen in Kreisau um eine künftige internationale Wirtschaftsordnung und um die Bestrafung von NS-Kriegsverbrechern drehte. An den Treffen nahmen Vertreter*innen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen und verschiedener Denkrichtungen teil: Beamte und Selbständige, Vertreter der Arbeiterbewegung und Konservative, Priester und Laien beider großen christlichen Konfessionen. Die Heterogenität der Gruppe war gewollt – und sie ist eines der Schlüsselmerkmale des Kreisauer Kreises – dessen Mitglieder als angebliche Verräter vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, erniedrigt und 1945 ermordet wurden.
Erschienen am 24.10.2019
Aktualisiert am 18.09.2020